Schwester Margret wurde im Jahr 1946 in Grüningen, einem Teilort von Riedlingen, als ältestes von fünf Kindern geboren. Die Eltern waren Bauern. Nach acht Jahren Volksschule half sie auf dem Hof und kümmerte sich um die Geschwister. Später machte sie eine Lehre in ländlicher Hauswirtschaft. „Die habe ich durchgezogen bis zur Meisterprüfung.“ Anschließend ließ sie sich zur Dorfhelferin ausbilden. „Ich wollte was Soziales machen. Das hat mir schon als Kind gefallen.“ Als junge und temperamentvolle Frau ist Margret gern ausgegangen. „Fast jeden Samstag waren wir beim Tanz – bei zwei Gläsern Spezi vom Anfang bis zum Schluss“, sagt sie. „Wenn Damenwahl war, konnte ich mir immer einen anderen Mann holen. Das war die pure Freude am Leben.“ Erst mit 30 Jahren im Jahr 1977 ist Margret ins Kloster nach Sießen bei Bad Saulgau gegangen. „Ich war eine Spätberufene und habe das eigentlich nicht vorgehabt.“ Es war ein „geistliches Erlebnis“, das sie zu diesem Schritt gebracht hat. Aber darüber möchte sie nicht sprechen. „Das ist meins“, sagt sie.

 

Nach dem Noviziat hat Schwester Margret zunächst im Kloster gearbeitet. Dann half sie beim Aufbau eines Hauses für Obdachlose in München. 1987 kam sie nach Stuttgart, um an der Olgastraße eine ähnliche Einrichtung zu schaffen. 1994 eröffnete sie die Franziskusstube, damals noch an der Hauptstätter Straße.

Früher war Schwester Margret nachts auch als Streetworkerin unterwegs, hat Alkoholiker und Junkies besucht und versucht, ihnen ihr Leben etwas leichter zur machen. Das geht heute nicht mehr. Die Knie machen nicht mehr mit. Heute überlegt die 67-Jährige, was aus der Franziskusstube wird, wenn sie die Arbeit nicht mehr machen kann. Sie hat eine Ordensschwester im Blick – auch eine Franziskanerin. „Aber ob das was wird, das steht in den Sternen“, sagt sie.

Schwester Margret versucht, jeden Abend eine Messe zu besuchen. Das gebe ihrem Tag eine Struktur, sagt sie. Sie liest gern Bücher des englischen Autors Peter Tremayne. Er schreibt Historienkrimis, in denen die Ordensschwester Fidelma ermittelt. „Die Bücher sind spannend, und ich kann auch noch was lernen.“