Die in Stuttgart entwickelte App Hoomn präsentiert sich als Facebook-Alternative – als mobile Pinnwand mit Chatfunktion. Die Macher werben damit, keine persönlichen Daten zu sammeln.

Stuttgart - Wer kann meinen kaputten Laptop reparieren? Wo finde ich ein gutes italienisches Restaurant? Wer hat einen Staubsauger zu verschenken? Solche und ähnliche Fragen füllen unzählige Facebook-Selbsthilfegruppen. Für ihre Teilnahme in dem sozialen Netzwerk zahlen die Mitglieder aber einen hohen Preis – ihre persönlichen Daten.

 

Derzeit positioniert sich eine in Stuttgart entwickelte Alternative auf dem Markt. Sie nennt sich Hoomn, ist eine Art mobiles schwarzes Brett und funktioniert „einfach, anonym, ohne Registrierung“, wie es auf der Website der Smartphone-App heißt.

Die Idee zur App kam dem Unternehmer Tobias Schulze mit seiner Familie auf der Autobahn: „Wenn ich jemanden kennenlerne, dann baue ich erst ein Vertrauensverhältnis auf und dann gebe ich meine persönlichen Daten weiter.“ Bei Facebook sei es genau anders herum.

Hoomn sammle keine personenbezogenen Daten, verspricht Tobias Schulze: „Die einzige Angabe, die der Nutzer macht, ist der Ort, an dem er sich befindet oder für das seine Anfrage gilt.“ Wie eine gute Nachbarschaft soll Hoomn beim Suchen und Finden helfen – eben wie das gute alte schwarze Brett.

So geht’s

Zunächst ist ein Ort auszuwählen. Dann gibt man ein, was man sucht – eine Bohrmaschine zum Beispiel. Der Suchradius kann bis auf fünfhundert Meter eingegrenzt werden.

Wenn jemand ein passendes Angebot hat, öffnet sich in der App ein Chatfenster. Dabei bleiben die Gesprächspartner solange anonym, bis die bewusste Entscheidung fällt, Daten miteinander auszutauschen. Einen „Gefällt mir“-Knopf gibt es nicht, aber der Fragesteller hat die Möglichkeit, seine „Topantwort“ zu markieren und sie damit auch der Community weiter zu empfehlen.

Der Namne Hoomn ist an das Wort „Human“ angelehnt: „Die App funktionert von Mensch zu Mensch“, erklärt der Gründer Tobias Schulze und liefert das Beispiel von der Studentin gleich mit, die in der App postete: „Mein Mac ist kaputt. Wer kann helfen?“ Tatsächlich wohnte in der Münchner Nachbarschaft ein Informatiker, der das las und den Fehler behob.

Die Zahl der Nutzer entscheidet über den Erfolg der App

„Schöne Idee, zu wenig Leute“, lautet ein kritischer Kommentar zu der neuen App im Google Play Store. Klar: Der Erfolg des mobilen schwarzen Bretts hängt von der Anzahl der angemeldeten Nutzer ab. Seit Anfang Februar ist die App für Smartphones mit dem Android-Betriebssystem verfügbar. Rund 2200 Mal wurde sie bisher heruntergeladen.

Was natürlich noch zu wenig ist. „Unser Ziel ist, mit Offline-Events und Aktionen möglichst schnell viele Menschen für unser Angebot zu begeistern“, sagt Paul Müller, 24. Der frisch gebackene Wirtschaftsingenieur wird von Tobias Schulze, dessen drei Kindern und einem weiteren Mitarbeiter unterstützt. Ihre Hoffnungen ruhen auf frustrierten Facebooknutzern, die nach den Enthüllungen von Edward Snowden um ihre Privatsphäre fürchten. Damit sie mit der App irgendwann Geld verdienen, wollen Schulze und Müller künftig auch bezahlte Beiträge von kommerziellen Nutzern zulassen – die man dann aber auch ausblenden kann.

Zunächst aber geht es darum, eine kritische Masse an Nutzern zu gewinnen. In München, wo Hoomn gestartet ist, funktioniere das bereits ganz gut, sagen die Gründer. In Stuttgart stecke man noch in der Anfangsphase. „Wir brauchen hier zwanzigtausend Teilnehmer, damit die Leute bei Hoomn auch das finden, was sie suchen“, sagt Paul Müller.

Wenn die App in den nächsten Wochen auch für Geräte mit Apples Betriebssystem iOs verfügbar wird, könnten noch ein paar Nutzer dazukommen. Für Android-Geräte ist die App hier verfügbar.