Not macht bekanntlich erfinderisch. Weil das Friedrichsbau Varieté in den kommenden Monaten ohne festes Haus ist, finden die Veranstaltungen vorübergehend an wechselnden Orten statt. Auftakt des Varieté on tour war im Schloss Solitude.

Stuttgart - Not macht erfinderisch – und manchmal braucht es vielleicht sogar diesen einen kleinen Anstoß in der Not von außen, um auf neuen und bis dato ungeahnten Wegen zu wandeln. Der unfreiwillige Auszug des Friedrichsbau Varietés aus dem L-Bank-Rotunde in der Innenstadt beispielsweise hat nicht nur dazu geführt, dass das Varieté auf dem Pragsattel eine neue Wirkungsstätte bekommt. Er hat auch dazu geführt, dass das Friedrichsbau Varieté im Sommer auf Tour ist. Lange schon hat Ralph Sun, der künstlerische Leiter des Theaters, mit der Idee gespielt, wechselnde Orte in und um Stuttgart mit seinem Team zu bespielen. „Varieté ist unsere Leidenschaft“, sagt Sun. „Deswegen werden wir in den kommenden Monaten nicht darauf verzichten und Shows auch ohne ein festes Haus inszenieren.“

 

„Sommerfrische“ im Spiegelsaal

Die erste Station ist pompös: Am Samstag präsentierten Die Artistokraten zum ersten Mal ihre Show „Sommerfrische“ im Spiegelsaal des Schloss Solitude. Pompös sind dabei nicht nur die barocken Kostüme der Artisten, sondern auch das Fünf-Gänge-Menü, das den 70 Zuschauern passend zur Show und Umgebung gereicht wird.

Gemeinsam mit dem Gastronom Jörg Mink hat das Friedrichsbau Varieté das Programmkonzept für die Aufführungen im Schloss entwickelt. „Mit Jörg Mink verbindet uns eine langjährige Freundschaft“, sagt Gabriele Frenzel, die Geschäftsführerin des Varieté. „Im Schloss Spitzenakrobatik mit Spitzenküche zu präsentieren – ich finde, das passt sehr gut zusammen.“

Zum Auftekt gibt es für die Gäste Champagner

Eine halbe Stunde vor Beginn der Show startet der Abend auf der Terrasse mit einem Champagnerempfang – das einzige Getränk übrigens, dass in dem doch recht stolzen Kartenpreis von 165 Euro inbegriffen ist. Gespeist, getrunken und geschaut wird dann an runden Tischen im Spiegelsaal. Mittendrin statt nur dabei ist das Motto des Programms „Sommerfrische“, viele der artistischen Nummern werden mitten im Saal aufgeführt, zwischen mariniertem Kalbsbäckle auf Kartoffelsalat und klarer Tomatenessenz mit Basilikumgrießklößchen also. Teamarbeit wird allerdings nicht nur in der Küche groß geschrieben, auch bei den „Artistrokraten“ ist die Zusammenarbeit wichtig. So führen Martin von Bracht als Herzog Carl Eugen von Württemberg sowie Otto Kuhnle als Ottokar I. gemeinsam durch den Abend. Und beide überzeugen das Publikum: Nicht nur mit artistischen Einlagen, auch Gesang und Tanz kommen an dem Abend nicht zu kurz.

Es ist den Artistokraten gelungen, zu unterhalten

„Wir wollen unterhalten, die Jungen und die Alten“, nehmen sich die Artistokraten zu Beginn des Abends vor. Nach einer vierstündigen Show ist sich das Publikum einig: das ist ihnen mehr als gelungen.