Mit einem Besucherrekord sind die acht Stuttgarter Frühjahrsmessen unter ihrem Motto Nachhaltigkeit zu Ende gegangen. Und haben bei manchem bleibende Eindrücke hinterlassen.

Stuttgart - Mit insgesamt 90 000 Besuchern sind am Sonntag die acht Frühjahrsmessen zu Ende gegangen. Die Veranstalter von Deutschlands größtem Messeverbund zum Thema Nachhaltigkeit sprechen von einem neuen Rekord. Auch die 1376 Aussteller seien zufrieden, teilte ein Messesprecher mit.

 

Dass es beim Thema Nachhaltigkeit trotz dieser positiven Bilanz noch Luft nach oben gibt, bekamen Besucher zu spüren, die sich umweltbewusst verhalten wollten und die Messe mit dem Fahrrad erreichen wollten. Vom Fasanenhof kommend fehlt eine entsprechende Ausschilderung. Wer Orts- und Baustellenkenntnis hat, ist hier im Vorteil. Wer sich tapfer durchfragte und schließlich die Messe von Westen erreichte, wurde außenherum geschickt.

Yoga World senkt den Puls der Zuschauer

Doch die Vielfalt drinnen entschädigte für diesen Umstand. Die langsamen, aufreizend eintönigen Klavierschleifen, zu denen ein Mann und eine Frau synchron, in äußerster Geschmeidigkeit Bewegungsabfolgen zelebrierten und sich immer wieder in eine Art Liegestütz gleiten ließen, senkten alsbald den Puls der Zuschauer. Die Yoga World vermittelt eben ihre eigenen Reize. Großen Anklang fanden dort auch die Mitmachprogramme, vor allem bei den weiblichen Messebesuchern. Rund 30 Teilnehmer hatten auf den Gymnastikmatten Platz genommen, saßen im Schneidersitz, die Augen geschlossen, und lauschten versunken diesen langsamen Klavierklängen. „Was ist denn das für ein Quatsch“, entfuhr es einem Zuschauer. Doch als der Yoga-Meister erklärte, um was es ging, nämlich um den Urpuls der Mutter und darum, die Atmung willentlich zu verlangsamen, sagte der Zuschauer nichts mehr.

Ein Elektro-Zweisitzer mit der Gestalt eines Meerestieres

Bei der auto motor und sport i-Mobility ging es handfester zu. Viele Bewunderer fand beispielsweise der „Calamar“, den Lutz Schäfer mit seinen Söhnen Manuel und Simon selbst entwickelt und konstruiert hat. Ein elektrogetriebener, vierrädriger Zweisitzer mit einem Alurahmen und einer Glasfaserkarosserie, der in seiner Gestalt tatsächlich an das Meerestier erinnert und nur 270 Kilo auf die Waage bringt. Das liegt auch an den Mopedreifen und Fahrradbauteilen. „Wir haben uns drüber geärgert, dass die Fahrzeuge zu schwer sind“, sagt Lutz Schäfer, der Physik- und Maschinenbaulehrer ist. „Man muss die Physik auch leben“, sagt er. „Aber das geht nur durch Massenreduktion.“

Bis zu 60 Kilometer schnell ist das sechs PS starke Gefährt. „Es war ein Selbsttest“, sagt Manuel Schäfer, der wie sein Bruder Feinwerkmechaniker ist und in Aalen Ingenieurpädagogik studiert. „Wir wollten sehen, wie weit wir damit kommen.“ Rein rechnerisch seien es an die 100 Kilometer Reichweite. Eine Straßenzulassung hat das Gefährt auch. So eine lange Strecke gefahren seien sie aber noch nicht, sagt Manuel Schäfer.

Lange Schlangen vorm Testparcours der Hybrid-Karossen

Auch die Profis präsentieren sich in der Halle. Viele Besucher nutzen die Gelegenheit, E-Bikes zu testen und rollen in rasantem Tempo über einen abgesperrten Bereich – natürlich mit Helm. Eine längere Schlange hat sich vor dem Testparcours von Daimler, Porsche, BMW und Co. gebildet. Wo sonst hat man mal eben Gelegenheit, innovative Mobilitätskonzepte verschiedener Hersteller mal eben selbst auszuprobieren.

Die Porsches? Nein, die dürfen die Besucher leider nicht mehr selbst fahren, wegen der schlechten Erfahrungen im vergangenen Jahr. „Da hat ihn einer gegen die Wand gesetzt“, berichtet einer der Mitarbeiter auf dem Testparcours. Und der dicke Daimler ist gerade schon auf Tour.

Satter Vortrieb dank Verbrennerunterstützung

Na, dann eben der Audi A3 mit Hybridantrieb. Der ist beim Ausparken tatsächlich lautlos. So lautlos, dass man andere, herumstehende Testfahrer erst einmal bitten muss, doch ein bisschen zur Seite zu gehen. Bei der kleinen Runde über die Autobahn zeigt der A3 Sportback e-tron, was er kann. Satter Vortrieb für einen Vierzylinder mit nur 1,4 Liter Hubraum. Der Verbrenner schaltet sich bei Bedarf einfach zu.

Heimwärts geht’s dann wieder richtig umweltfreundlich, mit Muskelkraft.