Sollen Regionalzüge oft unpünktlich bleiben oder Stuttgart gar nicht erst anfahren? Klar ist, dass die Einschränklungen des Stuttgarter Hauptbahnhofs wegen der Zugentgleisungen von 2012 noch lange anhalten werden.

Stuttgart - Die mittleren Gleise eines Kopfbahnhofs sind die naturgemäß längsten und wichtigsten. Wenn ein Zug nach außen ausweichen muss, wird seine Fahrt durch viele Fahrwegüberquerungen – so der Fachausdruck für das Befahren von Weichen – erschwert und viele Bahnsteige sind kürzer. Der Stuttgarter Kopfbahnhof verfügt über 16 Gleise. Ausgerechnet die gut zu erreichenden Gleise 8 und 10 sind seit den Entgleisungen vom Sommer 2012 nur eingeschränkt befahrbar (die StZ berichtete). Das Eisenbahnbundesamt lässt für Gleis 10 nur beidseitig angetriebene Züge zu, also den ICE. Doch die DB wurde aufgefordert, ähnliche Vorkehrungen auch für andere Gleise zu treffen. Daraufhin hat die Bahn auch das Gleis 8 mit Einschränkungen belegt.

 

Bisher sind diese Vorgaben im Fahrplan nicht berücksichtigt worden. Obwohl dieser Zustand nun seit 2012 besteht, hofft die Bahn, über Zeitpuffer im Fahrplan über die Runden zu kommen. Das gelingt nicht immer, unpünktliche Züge sind die Folge.

Das Verkehrsministerium hat im September nachgehakt, wie es um die Nutzungsmöglichkeiten der Gleise stehe. Das Land ist durchaus dafür zuständig, werden doch die Fahrpläne im Regionalverkehr mit Hilfe der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft (NVBW) ausgearbeitet. Aus der Antwort der Bahn vom Dezember lässt sich ableiten, dass sich so schnell nichts ändern wird. Die Deutsche Bahn AG sei weiterhin intensiv damit beschäftigt, die betrieblichen Restriktionen in den Gleisen 8 bis 10 zu minimieren, heißt es. „Einen Zeithorizont hierfür zu nennen ist uns momentan leider noch nicht möglich“, heißt es. Das Schreiben hat Eckart Fricke, der für das Land zuständige Bevollmächtigte der DB, unterzeichnet. Das Verkehrsministerium hat den Eingang des Briefes gegenüber der StZ bestätigt.

Bietet der Bahnhof Platz für alle Verbindungen?

Sollte sich daran nichts ändern, werden diese Restriktionen im nächsten Fahrplan berücksichtigt werden müssen. Mit der Folge, dass mehr Züge nach Fahrplan fahren. Aber die Pünktlichkeit würde zu einem hohen Preis erkauft. Weniger Züge als bisher könnten in den Hauptbahnhof einfahren. Ohne die übliche Nutzung der Gleise 8 bis 10 ist der Stuttgarter Hauptbahnhof nicht mehr leistungsfähig genug, lautet eine Befürchtung. Einzelne Verbindungen müssten in Esslingen, Ludwigsburg oder Waiblingen enden. Die S-Bahnen würden zusätzlich belastet, weil sie mehr Fahrgäste als bisher in die Stuttgarter Innenstadt und zurück befördern müssten.