Saltacello stammt aus Stuttgart und wird in Seoul verehrt. Beim Auftritt in der Heimat präsentiert die Band ostasiatischen Tanz.

Stuttgart - "Es ist ja nicht so, dass wir uns fortwährend zum Üben treffen müssten und zusammen in einem Wohnwagen leben. Wir verabreden uns am Flughafen, machen unsere Auftritte, absolvieren unsere Tourneen und kommen dann dorthin wieder zurück, wo jeder für sich selbst seine Projekte weiter verfolgt. Das ist für uns normal. Wir nutzen untereinander ja auch alle technischen Möglichkeiten. Wir ticken digital, jagen auf diesem Wege die Sachen per MP3-Datei hin und her. Wenn wir anfangen, sind die Noten auch schon durch, und wir üben nur noch kurz, ehe wir damit dann ins Studio oder auf die Bühne gehen." Reichlich abgeklärt spricht Peter Schindler über sein künstlerisches Schaffen. Schindler ist Pianist und Komponist von Saltacello, einer fünfköpfigen Stuttgarter Band, die aus dem Umkreis der örtlichen Musikhochschule kommend in ihrer schwäbischen Heimat bis heute vergleichsweise unbekannt geblieben ist - im fernen Südkorea allerdings schon lange zu den Etablierten ihres Fachs gehört.

Jedes Jahr spielt Saltacello in den großen Konzertsälen und -hallen des Landes und ist in den Hitparaden und im Fernsehen präsent. Außerdem hat die Band für Filmemacher, Festivals und viele andere offizielle Anlässe schon musiziert oder komponiert. Und nicht zuletzt hat sie in Südkorea seit 1996 acht CDs herausgebracht. Im Laufe der Zeit haben sich in den typischen Saltacello-Stil zunehmend koreanische Elemente gesellt. Eben erst ist die neue CD "Joking Barber" herausgekommen. Saltacello ist in Korea populär. Anhaltend. Nachhaltig. Eine geradezu bizarre Musikerkarriere. Peter Schindler hat sich an den Erfolg gewöhnt. Schon 2002 zur Fußballweltmeisterschaft in Südkorea und Japan gab's ein "World Cup Concert" mit Saltacello, es folgten Hymnen für sportliche Großereignisse aller Art. Die Stuttgarter Band repräsentiert und unterstützt musikalisch die koreanischen Nationalmannschaften bei Leichtathletik- und Fußballweltmeisterschaften.

In den kommenden Tagen spielt Saltacello ausnahmsweise in heimischen Gefilden. Zusammen mit der Tanzabteilung des National Theater of Korea, einem künstlerischen Aushängeschild des Landes, gastiert die Band an sieben Abenden und einem Nachmittag im Ludwigsburger Forum am Schlosspark. Auf ihren Tourneen besuchte die Tanzkompanie aus der Hauptstadt Seoul bisher rund 60 Länder der Erde. Die Schindler-Komposition "Soul, Sunflower" führt sie zusammen mit Saltacello aber zum ersten Mal außerhalb Koreas auf.

Kein plumper Stadionrock


"Das ist natürlich ein Heimspiel für uns, und es ist uns sehr gelegen daran, dass alles gut funktioniert", sagt der mittlerweile in Berlin wohnende Schindler. "Es sind alles in allem um die 50 Leute, die an der Aufführung beteiligt sind. Da muss das Bühnenmanagement abgesprochen, die Technik und das Essen bestellt werden, da müssen Schreiner Holzpodeste bauen und Hotelzimmer gebucht werden - es sind einfach unzählige Dinge zu tun." Angesichts der immensen logistischen Aufgaben sei das Komponieren und das Musizieren auf der Bühne noch die einfachste aller Aufgaben.

Saltacello sind der personifizierte und in Töne gesetzte Brückenschlag zwischen Korea und Deutschland. Nicht mit plumpem Stadionrock zum Mitgröhlen, sondern mit einem feinsinnig eleganten Mix aus Klassik, Jazz und verschiedenen populären Elementen - einer reinen Instrumentalmusik- begeistert die südwestdeutsche Band das südostasiatische Publikum. "Besonders das Cello symbolisiert für viele Menschen in Korea die Tradition der europäischen Klassik", sagt Schindler. "Hinzu kommt, dass das Cello in seinem Klang der menschlichen Stimme sehr nahe kommt. Die Südkoreaner haben ja eine große und bis zum heutigen Tag reichende Gesangstradition. Ihr Gesang gibt dem Ton andere und für uns zunächst fremd erscheinende Färbungen. Sie kennen beispielsweise das Kehlkopfsingen und dieses In-den-Ton-Hinein-springen. So etwas kann das Cello gut bedienen."

Sein Bruder Wolfgang Schindler spielt das Cello. Auch er hat seine Ausbildung an der Musikhochschule Stuttgart absolviert. Heute streicht er den Bogen als Vorspieler bei den Duisburger Philharmonikern, gibt für den Saltacello-Nebenjob dem Instrument aber jene leicht springende und swingende Note mit, die dem lateinischen "Saltare" ("Springen") optimal entspricht.