In dieser Welt der Evaluationen und des Wettbewerbs, erzählt er langsam und leise, werde wohl noch der Grabstein zur Notentafel: "Karl Schmitt: 5minus!" Und damit höre es immer noch nicht auf, sogar der Verwesungsprozess werde weiter begutachtet! Pardon, dieses Ausrufezeichen muss wieder weg, es passt einfach nicht zum monotonen Vortrag des Nico Semsrott, nach dem einem sogar Bernd das Brot nicht mehr wie ein Stimmungstöter vorkommen kann, sondern schon fast wie ein munterer Gesell.

 

Auch Stefan Waghubinger ist nicht besonders gut drauf. Mit schlaff-strähnigen Haaren und hängenden Schultern sitzt er da, lässt die Mundwinkel fallen, wirkt irgendwie überfordert. Im richtigen Leben hat der aus Österreich stammende Stuttgarter mal Theologie studiert, jetzt aber spricht er nicht feurig von der Kanzel herab, sondern unlocker vom Hocker. Wie ihm die Frau weggelaufen ist, weil er deren Geburtstag vergessen hat, obwohl es ihm ja noch auffiel: "Ich hab schon zweimal gehabt und sie noch nicht." In wehleidig-weichem Tonfall geht es weiter in Sachen Beziehung ("Ich versuche Gefühle zu zeigen, die ich weder habe noch verstehe."), in Sachen Klima ("Man hat es kürzer zum Meer, aber wegen Holland werden die Tulpen teurer.") oder in Sachen Statistik: Zweieinhalbmal mache es der Deutsche pro Woche, sagt Waghubinger, und fragt sich dann: "Wer vögelt da eigentlich für mich mit?"

Doch, doch, dieser Mann hat seinen Goldenen Besen verdient, und als er ihn erhält, ist das für ihn der "Höhepunkt von zwanzig Jahren gelungener Integration in Stuttgart". Großer Applaus - und diesmal nicht bloß zur Probe.

Termin Am Ostermontag sendet der SWR eine Aufzeichnung des "Stuttgarter Besens".

So geht das Kehrgerät in Holz an ein mitunter ebenfalls singendes Paar, das sich Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie nennt. Zwischen den Liedern nervt die blonde Frau im grünen Kleid ihren Partner durch aggressiv vorgetragenes Halbwissen: "Wie hieß noch mal die Hitlerjugend von den Kommunisten?" Wenn die beiden dann über die Umwege Arsenal und Tottenham endlich auf den Namen von Clintons Tochter Chelsea kommen, ist das vielleicht nicht das, was man als Brüller bezeichnet, aber doch milde amüsant. Komischer ist allerdings schon, wie der in einem schwarzen Kapuzenpulli versteckte Publikumspreisträger Nico Semsrott wortkarg seine Depressionen pflegt.

Unlocker vom Hocker

In dieser Welt der Evaluationen und des Wettbewerbs, erzählt er langsam und leise, werde wohl noch der Grabstein zur Notentafel: "Karl Schmitt: 5minus!" Und damit höre es immer noch nicht auf, sogar der Verwesungsprozess werde weiter begutachtet! Pardon, dieses Ausrufezeichen muss wieder weg, es passt einfach nicht zum monotonen Vortrag des Nico Semsrott, nach dem einem sogar Bernd das Brot nicht mehr wie ein Stimmungstöter vorkommen kann, sondern schon fast wie ein munterer Gesell.

Auch Stefan Waghubinger ist nicht besonders gut drauf. Mit schlaff-strähnigen Haaren und hängenden Schultern sitzt er da, lässt die Mundwinkel fallen, wirkt irgendwie überfordert. Im richtigen Leben hat der aus Österreich stammende Stuttgarter mal Theologie studiert, jetzt aber spricht er nicht feurig von der Kanzel herab, sondern unlocker vom Hocker. Wie ihm die Frau weggelaufen ist, weil er deren Geburtstag vergessen hat, obwohl es ihm ja noch auffiel: "Ich hab schon zweimal gehabt und sie noch nicht." In wehleidig-weichem Tonfall geht es weiter in Sachen Beziehung ("Ich versuche Gefühle zu zeigen, die ich weder habe noch verstehe."), in Sachen Klima ("Man hat es kürzer zum Meer, aber wegen Holland werden die Tulpen teurer.") oder in Sachen Statistik: Zweieinhalbmal mache es der Deutsche pro Woche, sagt Waghubinger, und fragt sich dann: "Wer vögelt da eigentlich für mich mit?"

Doch, doch, dieser Mann hat seinen Goldenen Besen verdient, und als er ihn erhält, ist das für ihn der "Höhepunkt von zwanzig Jahren gelungener Integration in Stuttgart". Großer Applaus - und diesmal nicht bloß zur Probe.

Termin Am Ostermontag sendet der SWR eine Aufzeichnung des "Stuttgarter Besens".