Die Stuttgarter Kickers peilen in der dritten Liga am Samstag (14 Uhr) gegen Osnabrück den achten Heimsieg nacheinander an. Das würde auch die vagen Aufstiegshoffnungen untermauern.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Nach den Sicherheitsdiskussionen um das kleine Stuttgarter Derby am vergangenen Sonntag hat der VfB ja angekündigt, den zuletzt wieder entdeckten freundschaftlichen Vergleich mit den Fußballprofis nicht mehr auszutragen. Doch, wer weiß, vielleicht kommt es ja gezwungenermaßen zu dem Duell – und das dann gleich zweimal.

 

Zugegeben, dass sich beide Teams nächste Saison letztlich in der zweiten Liga treffen, ist so wahrscheinlich, als wenn Madrid und München nicht an der Champions League teilnehmen, aber eben nicht völlig unmöglich, wenn man auf die isolierten Rückrundentabellen schaut. Da ist der VfB (neben Gladbach und dem HSV) mit null Punkten der schlechteste Erstligist; die Kickers sind das beste Drittligateam.

Wer hätte das gedacht?

Doch 13 Punkte aus fünf Spielen vernebeln bei den Degerlochern keineswegs den Blick für die Realität. „Es wäre vermessen, jetzt neue Ziele auszugeben“, betont der Präsident Rainer Lorz – und fügt angesichts von „nur“ fünf Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz hinzu: „Zunächst einmal geht es für uns darum, Punkte zu sammeln“ – um den Klassenverbleib so früh wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Das schafft Planungssicherheit, die den Kickers in der vergangenen Saison lange fehlte. Bis zum letzten Spieltag und dem 1:1 in Darmstadt.

Kickers reichen Lizenzierungsunterlagen für zweite Liga ein

Dass eben die Hessen als sportlicher Absteiger – und nur wegen der Insolvenz des Nachbarn Kickers Offenbach überhaupt noch in Liga drei – nun ganz ernsthaft um den dritten Platz (Aufstiegsrelegation) mitmischen, zeigt zumindest, was in der Liga möglich ist: fast alles. „Wir denken nur an das nächste Spiel“, wiegelt der Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer zwar ab, lässt sich aber angesichts der acht Punkte Rückstand auf Platz drei zumindest entlocken: „Alle Mannschaften, die um die 30 Punkte haben, haben auch noch die Chance auf Platz drei.“ Wer das sein wird, darüber dürfte auch die Konstanz entscheiden. Die spricht zumindest nicht gegen die Kickers, die personell inzwischen gut aufgestellt sind. „Ich möchte schon eine gewisse Kontinuität im Kader“, sagt der Trainer Horst Steffen, „aber mit der Möglichkeit, Veränderungen vorzunehmen.“

„Natürlich sind wir mit der Rückrunde sehr zufrieden,“ sagt Lorz. Nicht nur deshalb wird der Verein auch die Lizenzierungsunterlagen für die zweite Liga einreichen wird. Zum Stichtag 3. März. Das ist zwar nicht mit Kosten verbunden, wie teilweise kolportiert wird, „aber mit jeder Menge Arbeit“, wie der Kickers-Chef betont. Weil viele Dinge nicht einfach von der dritten Liga übertragbar sind, für die der Verein mit einem Personaletat von 2,1 Millionen Euro kalkuliert. Das ist etwas weniger als die vor der laufenden Runde angesetzten zweieinhalb Millionen Euro.

„Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt der Präsident zum Lizenzantrag. Wie übrigens seinerzeit schon in der Regionalliga. Dazu ein kurzer Rückblick: in der Saison 2010/11 waren die Blauen in der Winterpause Neunter mit elf Punkten Rückstand auf Platz eins, der allein zum Aufstieg berechtigte. Am Ende belegten die Kickers noch Rang zwei – hinter Darmstadt. So schnell kann’s gehen, wenn man einen Lauf hat. Damals kam übrigens Guido Buchwald als sportlich Verantwortlicher mit ins Boot, inzwischen hat sein Nachfolger Michael Zeyer zum Einstand eine ähnlich gute Bilanz vorweisen. Nicht zuletzt ein Verdienst der Personalpolitik, die in der Winterpause zwar fünf Abgänge aufweist, aber zuletzt ebenso viele Zugänge – unter dem Strich ein finanzieller und sportlicher Erfolg.

Der soll sich auch auf dem Platz fortsetzen – mit dem achten Heimsieg nacheinander. Heute (14 Uhr) gegen den VfL Osnabrück. Doch Obacht: „Das wird eine echte Herausforderung“, sagt der Trainer Steffen, nicht nur weil der Gegner das Schlusslicht Saarbrücken zuletzt 4:1 geschlagen hat. Und der Präsident Rainer Lorz weiß: „Das wird ein richtungsweisendes Spiel.“ Fragt sich eigentlich nur: im Abstiegskampf – oder im Aufstiegsrennen?