Der neue Chef-Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers, Horst Steffen, will den Verein in ruhiges Fahrwasser führen – Guido Buchwald fehlt dabei.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Als vor knapp zwei Wochen im Waldhotel Degerloch Michael Zeyer als Sportdirektor vorgestellt worden ist, sagte der Präsident Rainer Lorz zu seinem Nachbarn: „Jetzt können wir die angenehmen Seiten des Lebens genießen.“ Der Angesprochene Guido Buchwald hat das in dieser Woche schon mal umgesetzt, mit einem Wellnessurlaub im Zillertal.

 

Ein wenig Erholung kann nicht schaden nach den turbulenten letzten Tagen, die am Montag in der Bekanntgabe des neuen Kickers-Trainers mündeten. Der Nächste bitte: Horst Steffen heißt der Auserwählte, der seinen Vertrag als A-Juniorentrainer in Mönchengladbach auflösen musste, um den neuen bis 2015 laufenden in Stuttgart unterschreiben zu können. „Wir freuen uns, einen Trainer gefunden zu haben, von dem wir überzeugt sind, dass er unsere Vorstellungen bezüglich der Weiterentwicklung unserer Mannschaft bestmöglich umsetzt“, sagte der Präsident Rainer Lorz, während Zeyer hinzufügte: „Wir haben uns für eine externe Lösung entschieden, um den Verein weiter zu stärken.“

In der Vergangenheit war auch mit Jürgen Luginger (zuletzt Saarbrücken) und Xaver Zembrod gesprochen worden, wobei der Trainer der zweiten Freiburger Mannschaft nicht loszueisen war. Dass der Interimscoach Jürgen Hartmann nun wieder zur U 23 und zum Aufbau des Nachwuchsleistungszentrums zurückgelobt wird, gehört zum Alltagsgeschäft im Fußball.

Trainer-Frage geklärt, doch schon wartet das nächste Problem

Das soll nichts gegen Horst Steffen (44) heißen, einen fußballerischen Weggefährten Zeyers aus früheren Duisburger Tagen, der für Bayer Uerdingen und eben Borussia Mönchengladbach in der ersten und zweiten Liga insgesamt 282 Spiele bestritt. Auch seine Vita als A-Jugendtrainer von Mönchengladbach ist vorzeigbar, schließlich ist der Bundesligist seit der Ära der Gladbacher Fohlen kein unbeschriebenes Blatt. Dass Steffen bisher nicht im Profifußball gearbeitet hat, ist ja keine Ausnahme, wenn man zum Beispiel auf Thomas Schneider beim Nachbarn VfB Stuttgart schaut. Der neue Mann wird am Dienstagvormittag das Training leiten, für das am Montag noch Hartmann ein letztes Mal zuständig war.

Die Trainerfrage ist also geklärt, dafür gibt es schon den nächsten Gesprächsbedarf. Denn was von Lorz vor zwei Wochen eher locker gemeint war, hat sich Buchwald inzwischen zu Herzen genommen. Nach StZ-Informationen hat er sein Amt im Präsidium mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Zuletzt fehlte dem Weltmeister die Rückendeckung im Verein. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er sich kaum für Zeyer als Sportdirektor ausgesprochen hätte, seine Kandidaten aber durchweg abgelehnt wurden. Das i-Tüpfelchen war nun die Übergehung des von ihm favorisierten Hartmann als Chefcoach, trotz dessen guter Arbeit in seiner kurzen Amtszeit für ein relativ bescheidenes Gehalt.

Horst Steffens wird am Dienstag offiziell vorgestellt

Buchwald selbst hat den Job bei den Kickers ehrenamtlich gemacht, im Zweifel musste er eher noch Geld mitbringen. Dafür sorgt im größerem Stil nach wie vor der Investor, der sein Engagement in diesem Jahr nochmals erhöht hat, angeblich um eine knappe Million Euro. Damit einher ging die Umstrukturierung oder Professionalisierung, die mit der Verpflichtung von Hans-Georg Felder (Marketing und Medien) sowie Zeyer im sportlichen Bereich verbunden ist – und letztendlich der Hoffnung, in naher Zukunft den Sprung in die zweite Liga zu schaffen. Nur dort dürften die Kickers nach ihren laufenden wirtschaftlichen Verpflichtungen auf Dauer eine realistische Überlebenschance haben; vor allem dank der Fernsehgelder. Denn im Zuschaueraufkommen droht dem Verein in dieser Saison eher ein Minus, angesichts der angepeilten Marke von 4000 plus x.

Deshalb soll künftig auch attraktiverer Fußball geboten werden, Steffens Hauptaufgabe neben der nötigen Punktausbeute. Das ist kein leichtes Unterfangen, aber auch kein unmögliches. Steffen jedenfalls weiß, worauf er sich einlässt: „Ich hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu führen.“ Und nicht nur das: „Die Ausbildung von Nachwuchsspielern genießt in Anlehnung an unsere Philosophie allerhöchste Priorität.“ Am Dienstag wird Steffen offiziell vorgestellt – erneut im Waldhotel, diesmal allerdings ohne den Urlauber Guido Buchwald.