Die Stuttgarter Kickers schreiben weiter rote Zahlen. Der Schatzmeister Hans-Joachim Zumsande verkündete am Montag auf der Mitgliederversammlung einen Verlust von rund 317 000 Euro für das Geschäftsjahr 2012/13.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Eine Jahreshauptversammlung ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Gut so, könnte man im Fall der Stuttgarter Kickers sagen. Denn würde auch hier der Fiskus vorstellig, wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen als es sowieso schon ist. Jedenfalls musste das für die Finanzen zuständige Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Zumsande am Montag Abend vor 221 Mitgliedern im SSB-Waldaupark einen Verlust verkünden. Der betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr zum 30. Juni 316 774,31 Euro. Rote Zahlen also bei den Blauen.

 

Das ist insofern bemerkenswert, als dass das Präsidium seinen Mitgliedern vor einem Jahr noch ein positives Ergebnis in Aussicht gestellt hat. Man könnte sogar sagen: versprochen hat. Denn tatsächlich wurde in der ursprünglichen Planung des Fußball-Drittligisten ein Plus von 230 000 Euro veranschlagt – so dass die Verantwortlichen mit ihrer Prognose letztendlich um rund eine halbe Million Euro danebenlagen. „Das war ein verlorenes Jahr“, sagt Zumsande.

Kein leichtes Pflaster neben dem VfB Stuttgart

Warum? Weder Ausgaben noch Einnahmen lagen im Soll: Geplant worden war zunächst mit 4,82 Millionen Euro, die sich am Ende – vor allem durch Nachverpflichtungen sowie Trainerwechsel – auf 5,160 Millionen erhöhten. Auf der Einnahmenseite dagegen kamen statt der kalkulierten 5,05 Millionen Euro unterm Strich nur 4,843 Millionen in die klamme Kasse der Kickers.

Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Im Hinblick auf Spielbetrieb und Werbung haben die Kickers im Vergleich zur Drittligakonkurrenz das Nachsehen. Die Zuschauereinnahmen warfen nur 578 000 Euro statt der erhofften 660 000 Euro ab. „Im Grunde haben wir uns da gegenüber der Regionalliga nicht gesteigert“, sagt Zumsande, weshalb nun zusätzliche Appelle an die Mitglieder gerichtet werden sollen, um mehr Fans ins Stadion zu bringen. Ob’s hilft? Zweifel sind angebracht, weil die Kickers auch zu besseren Zweitliga-Zeiten praktisch nie mehr als 4000 Besucher im Schnitt erreicht hatten.

Parallel dazu blieben auch die Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurück: Statt 2,310 Millionen Euro wurden lediglich 2,203 Millionen erzielt – trotz des Engagements des Vermarktungspartners Ufa Sports. „Sicher ist Stuttgart neben dem VfB kein leichtes Pflaster“, sagt Zumsande, „aber wir hätten uns schon etwas mehr erwartet.“

Bares oder Bürgschaften

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Deshalb setzen die Kickers ihren Fokus verstärkt auf die neue Tribüne, die von der Rückrunde der nächsten Saison an 2200 Sitzplätze bietet. Damit sollen zahlungskräftigere Kunden angelockt werden und vor allem weitere Werbepartner – auch wenn es noch Diskussionen um die Anzahl der Business-Plätze auf der Tribüne gibt. Anvisiert sind von der Stadt 200 Sitze, die Kickers-Vorstellung liegt bei mindestens 400. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen macht Zumsande wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Besserung. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir auch für die Saison 2013/14 kein positiv Ergebnis erzielen werden.“ Bereits in der Winterpause dürfte es intern erneut Handlungsbedarf geben: Stichwort Zwischenfinanzierung. Dann müssten – wie in der Vergangenheit – Gremienmitglieder oder Gönner mit Barem oder Bürgschaften einspringen.

„Die Trainerwechsel haben uns weit zurückgeworfen“, sagt Zumsande. Außerdem ist der Kickers-Kader inzwischen mit 30 Mann aufgebläht – auch wenn der eine oder andere Dauerverletzte im Moment von der Krankenkasse oder der Berufsgenossenschaft bezahlt wird. Bei Daniel Engelbrecht mit seinen Herzproblemen dürfte zum Beispiel frühestens Ende Januar nächsten Jahres gesundheitlich eine endgültige Diagnose vorliegen.

Qualifikation für den DFB-Pokal winkt

„Wir müssen den Kader reduzieren“, sagt Zumsande. Die Frage ist allerdings, welche der Ladenhüter bei anderen Clubs gefragt sein könnten. „Die Existenz des Vereins ist nicht gefährdet“, betont Zumsande, gibt aber zu: „Natürlich fühlt man sich bei solchen Zahlen nicht wohl.“ Zumal sich die Schulden durch das erneute Minus auf 2,196 Millionen Euro erhöht haben. Was das bedeutet? „Wir müssen verschiedene Szenarien entwerfen“, sagt der Schatzmeister. Der Optimalfall ist der Aufstieg, „aber selbst im Falle des Abstiegs würden die Lichter nicht ausgehen“, versicherte der Präsident Rainer Lorz.

Erst einmal wartet er lieber auf den 14. Dezember: die Auslosung im WFV-Pokal. Da die Kickers im Halbfinale stehen, winkt die Qualifikation für den lukrativen DFB-Pokal – und damit auch eine sechsstellige Garantiesumme. Das wäre Musik in den Ohren der Kickers.