Grünes Licht für das 13-Millionen-Euro-Projekt: Im Gemeinderat zeichnet sich eine Mehrheit für den Neubau der Haupttribüne im Gazi-Stadion auf der Waldau ab. Ob eine Rasenheizung eingebaut wird, ist noch unklar.

Stuttgart - Der Gemeinderat entscheidet in dieser Woche – und im Vorgriff auf die anstehenden Haushaltsberatungen für die Jahre 2014/15 – über den Neubau der in die Jahre gekommenen Haupttribüne des Gazi-Stadions auf der Waldau. Dafür hat der Sieger einer europaweiten Ausschreibung, die Stuttgarter Ed. Züblin AG, Kosten von 11,91 Millionen Euro veranschlagt. Außerdem soll vor dem Stadion, auf dem heutigen Tennenplatz des Vereins Eintracht Stuttgart, ein zentraler Platz mit Feuerwehrzu- und abfahrt geschaffen werden.

 

Im Technischen Ausschuss und dem Sportausschuss ist das Vorhaben am Dienstag einstimmig befürwortet worden. Lediglich der Ausbauumfang des zentralen Platzes wird von den Fraktionen noch unterschiedlich bewertet.

Es hängt jetzt von der Zahlungsbereitschaft des Stadtparlaments ab, ob die Veranstaltungsfläche neben dem Stadion minimalistisch gestaltet oder ob gleich die große Lösung finanziert wird. Dann würde aus dem ehemaligen Eintracht-Platz eine richtige Veranstaltungsfläche werden, die von allen Vereinen auf der Waldau genutzt werden könnte.

Der Neubau soll rund 13 Millionen Euro kosten

Zwischen minimaler Ausführung (860 000 Euro) und maximaler (3,03 Millionen Euro) liegen allerdings 2,17 Millionen Euro. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 13,82 Millionen Euro. Hinzu kommt die Umwandlung des Rasenplatzes des SV Eintracht in ein Kunstrasenfeld. Das war die Bedingung des Klubs für die Aufgabe des alten Tennenplatzes. Die Kosten betragen 790 000 Euro.

Das Gazi-Stadion ist „ziemlich marode und nicht mehr auf der Höhe der Zeit“, sagte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Es gibt nicht genügend Sitz- und Pressearbeitsplätze. Die Polizei nutzt seit Jahren Container. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat diese Mängel entdeckt und die Spielstätte deshalb nur ausnahmsweise für die Dritte Liga genehmigt, heißt es in der Vorlage, die der Gemeinderat am Donnerstag verabschieden soll.

Geschlossener Charakter fürs Stadion

Mit dem Neubau soll nach dem Ende der kommenden Saison begonnen werden. Die neue Tribüne nimmt die ganze Südseite ein und gibt damit dem Stadion einen geschlossenen Charakter. Auf der untersten Ebene sind alle für den Spielbetrieb nötigen Flächen ausgewiesen. Darüber gibt es eine Verteilerebene für Besucher und einen Kiosk. Auf der dritten Ebene ist Platz für bewirtete 150 Steh- und 300 Sitzplätze an Tischen. Es gibt Schalensitze für 2270 Besucher, davon sind 200 Business-, 40 Presse- und 30 Rollstuhlfahrerplätze.

Ende Januar 2015 soll der Neubau fertig sein, so dass die Fußballfans in der Rückrunde der Saison 2014/15 mehr Komfort genießen könnten. Es ist geplant, dass die Drittliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers ihre Heimspiele während der Bauzeit in Reutlingen austragen und der Liga-Konkurrent VfB Stuttgart II in Großaspach (Rems-Murr-Kreis).

Mehrheit gegen Rasenheizung

Ob in einem der höchstgelegenem Stadien Deutschlands künftig auch im Winter gespielt werden kann, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unwahrscheinlich: In der Sitzung zeichnete sich eine Mehrheit gegen eine Rasenheizung ab. Der Einbau würde 875 000 Euro kosten. Erheblich sind die Betriebskosten: 120 000 Euro jährlich. Auf zehn Jahre gesehen, wäre mit dem Verzicht auf die Rasenheizung die große Platzlösung finanziert, rechnete Beate Schiener (Grüne) vor. Sie ließ allerdings eine Beteiligung der Vereine an den Betriebskosten unberücksichtigt.

Ergun Can (SPD) sagte, für seine Fraktion habe die Rasenheizung „nicht die erste Priorität“. Anders sehen es CDU, Freie Wähler und FDP. Der Liberale Bernd Klingler sagte, für den genannten Preis bekomme man die Heizung nur, falls sie sofort eingebaut würde. Die Fußballvereine bräuchten allein aus sportlichen Gründen ein ganzjährig bespielbares Stadion. In der laufenden Runde waren sieben Heimspiele der beiden Drittligisten den widrigen Platzbedingungen zum Opfer gefallen. Danach mussten teilweise drei Spiele in einer Woche nachgeholt werden. Bei diesen Arbeitsbedingungen sei es für die Mannschaften schwer gewesen, ihren Rhythmus zu finden.