Die Verteilung der Kirchenaustritte nach Alter zeigt: es sind vor allem junge Erwachsene, die aus der Kirche austreten, am höchsten ist die Austrittsquote in Stuttgart bei den 25- bis 30-Jährigen. „Die Annahme liegt nahe, dass der Berufseinstieg und die damit erstmals in nennenswertem Umfang zu zahlende Kirchensteuer ebenfalls wichtige Determinanten darstellen“, sagt Schmitz-Veltin.

 

Der katholische Stadtdekan Christian Hermes sieht es weiteres Problem an, dass viele Menschen die enge Kooperation zwischen Staat und Kirche grundsätzlich in Frage stellen. „Auch vielen Kirchenmitgliedern gefällt es nicht, dass der Staat für die Kirche Steuern einzieht, auch wenn es sich um ein gerechtes und nachvollziehbares Finanzierungssystem handelt.“ Er sieht deshalb die Kirche nicht nur in der Pflicht, über steuerliche Neuerungen zu informieren, sondern sich auch ab und zu bei den Mitgliedern für die Kirchensteuer zu bedanken. „In meinem Weihnachtsbrief mache ich dies seit vielen Jahren.“

Mehr Kontakt zu den Mitgliedern suchen

Was setzen die Kirchen in Stuttgart den Austritten entgegen? Der evangelische Dekan Schwesig will verstärkt auf neu zugezogenen evangelische Christen zugehen und bei besonderen Anlässen den Kontakt zu Mitgliedern suchen. Als Beispiel nennt er die Gedächtnisgemeinde, die nach der Geburt eines Kindes alle Eltern anschreibt, ihnen gratuliert und eine Broschüre zum Thema Taufe mitschickt. Der katholische Stadtdekan Hermes sieht es als Aufgabe der Kirche an, zu zentralen gesellschaftlichen Fragen deutlicher Stellung zu beziehen. „Wir müssen Antworten darauf geben, wie ein Sozialsystem auf Dauer funktionieren kann und wir müssen neue Formen zivilgesellschaftlicher Solidarität finden.“