Die geplante Fusion von Celesio mit dem amerikanischen Branchengiganten McKesson ist gescheitert. Nun glauben viele Branchenexperten, dass Celesio zumindest eine Partnerschaft mit einem großen ausländischen Konkurrenten eingehen sollte, um bessere Einkaufskonditionen zu erzielen und Kosten zu sparen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Ortsmarke - „Celesio bleibt eigenständiges Unternehmen und setzt erfolgreiche Strategie fort“. Die Überschrift der Pressemitteilung, die der Stuttgarter Pharmagroßhändler am Montagabend verschickte, klingt fast wie eine Erfolgsmeldung. Tatsächlich dokumentiert sie eine herbe Niederlage: das Scheitern der geplanten Fusion mit dem US-Wettbewerber McKesson. Seit vergangenen Oktober hatten der Celesio-Vorstand unter Marion Helmes und McKesson-Chef John Hammergren für eine Fusion beider Unternehmen zu einem der weltweit führenden Pharmagroßhändler geworben. Durch den Zusammenschluss sollten jährliche Einsparungen von bis zu 235 Millionen Euro erzielt werden – vor allem durch den günstigeren Großeinkauf von Medikamenten.

 

Nachdem der US-Hedgefonds Elliott am vergangenen Donnerstag mitgeteilt hatte, seinen Widerstand gegen die Fusion aufzugeben und das verbesserte Angebot McKessons von 23,50 Euro je Aktie anzunehmen, waren die meisten Branchenexperten und Analysten davon ausgegangen, dass das Geschäft nun in trockenen Tüchern sei. Die Annahmefrist für das Angebot war am selben Tag um 24 Uhr abgelaufen. Doch wie Celesio jetzt mitteilte, wurde bis dahin die Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent der Aktien verfehlt. Damit ist auch der bereits fertig ausgehandelte Verkauf des 50,01-Prozent-Anteils des Großaktionärs Haniel vom Tisch. Dem Duisburger Familienkonzern entgeht dadurch ein Verkaufserlös von rund zwei Milliarden Euro.

Die Resonanz der freien Aktionäre auf McKessons Angebot hielt sich in Grenzen. Nach den letzten verfügbaren Zahlen hatten gerade mal rund vier Prozent von ihnen die Offerte angenommen. Elliott hatte gut 25 Prozent der Aktien gekauft und wollte zuletzt rund knapp 16 Prozent der Anteile an McKesson verkaufen. Insgesamt hätte der US-Konzern damit mindestens 70 Prozent der Anteile sicher gehabt. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Aktien aus dem Umtausch der rund 4900 von Elliott angebotenen Wandelanleihen. Das exakte Ergebnis war zunächst nicht zu erfahren.

Aktie rauscht nach unten

Das Celesio-Aktienpaket des US-Fonds hat durch die gescheiterte Übernahme drastisch an Wert verloren. Im späten Handel verlor die Celesio-Aktie gestern zeitweise mehr als 16 Prozent ihres Wertes, nachdem das Papier in den Tagen davor sogar bis zu einen Euro über dem McKesson-Angebot von 23,50 Euro notiert hatte. Spekulanten hatten offenbar auf höhere Erlöse für ihre Papiere gehofft – etwa durch eine Sonderdividende im Rahmen eines möglichen späteren Squeeze-Out. Diese Rechnung ging nicht auf.

Nun heißt es bei Celesio zurück auf Los. Der Haniel-Chef und Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Gemkow betonte zwar, dass die abgesagte Fusion „kein Beinbruch sei“. Trotzdem würden „alle Optionen geprüft“. Angesichts des knallharten Wettbewerbs und der niedrigen Margen im Pharmahandel glauben viele Branchenexperten, dass Celesio zumindest eine Partnerschaft mit einem großen ausländischen Konkurrenten eingehen sollte, um bessere Einkaufskonditionen zu erzielen und Kosten zu sparen. Die Alternative dazu wäre die Fusion mit einem größeren ausländischen Partner. So gehört etwa der Celesio-Konkurrent Alliance Healthcare Deutschland dem britischen Konzern Alliance Boots.

Viele Celesio-Mitarbeiter hatten zwar befürchtet, dass die Fusion mit McKesson Stellen kosten würde. Viele waren aber auch erleichtert darüber, dass die ständigen Übernahmegerüchte nun aufhörten. Mit dieser Ruhe ist es nun wieder vorbei.