Kultur: Adrienne Braun (adr)

Sebastian Weingarten schnauft durch. Denn eigentlich ist auch dieses Team zu klein für den prallen Spielplan. Manchmal würde er sich wünschen, etwas mehr Zeit zu haben. „Es ist ein Rundumjob, der einen auch auffrisst“, sagt er. Ist er am Abend mal nicht in seinem Haus, so sieht man ihn in den anderen Theatern der Stadt. Immer unterwegs, immer neugierig und auf der Suche nach Talenten – und natürlich nach neuen Ideen. Ob es die deutsch-türkische Kabarettwoche, die Autorenarena mit inszenierten Lesungen ist, das Chansong-Festival oder die satirischen Theaterstücke – er hat vieles auf den Weg gebracht.

 

Eine „keine Brettlbühne“ ist das Renitenz also längst nicht mehr – und hat auch nur noch wenig gemeinsam mit den Anfängen in der Königstraße. „Das wird ein bisschen verklärt“, sagt Weingarten, der schon als junger Schauspieler immer wieder am Renitenz gastierte – und sich im Lauf der Jahre zur rechten Hand von Gerhard Woyda entwickelt. Das alte Theater sei eher eine Kneipe gewesen und recht unbequem. Vor allem waren die alten Zeiten keineswegs nur golden. „Das Renitenztheater war immer gefährdet“, sagt Weingarten, „es war ein ständiges Auf und Ab“ – auch er musste immer wieder auf sein Gehalt verzichten.

So mag mancher den alten Tischchen nachtrauern – dafür ist das heutige Renitenz ein gut funktionierender Theaterbetrieb, in dem Tradition und Gegenwart bestens harmonieren. Um die Zukunft des politischen Kabaretts muss man sich aber auch nicht sorgen, meint Weingarten. „Es gibt eine neue Generation und auch wieder junge Kabarettisten, die politische Themen aufgreifen.“