Das Weindorf sorgt nicht nur für „schwäbische Lebensfreude“ – sondern auch für Ärger bei den benachbarten Gastronomen. Die müssen ihre Toiletten bewachen und Betrunkene heimschicken. Einer wünscht sich sogar die Abschaffung von Weinfest und Wasen.

Stuttgart - Noch bis Sonntag hat das Weindorf rund um den Stuttgarter Marktplatz, den Schillerplatz und die Kirchstraße geöffnet. „Schwäbische Lebensfreude“ soll es verbreiten, das steht zumindest auf der Website des Veranstalters Pro Stuttgart Verkehrsverein. Doch einige Besucher trinken über ihren Durst – was auch Stuttgarter Wirte zu spüren bekommt.

 

Unter der Woche machen die Weindorf-Lauben um 23 Uhr dicht, am Wochenende um 24 Uhr. Nach einem oder mehreren Viertele zu viel dreht so mancher auf und zieht durch die Bars und Clubs rund um den Marktplatz und in der Innenstadt. „Wir merken schon, wenn das Weindorf aus ist“, sagt Tobias Bühner, Mitarbeiter im Mata Hari. Dann sei mehr Zulauf zu spüren.

Nicht überall geht es dabei friedlich zu. Das merkt auch Jannis Tsiakmakis, der Betreiber des Oblomow: „Die Leute trinken mehr und werden aggressiver.“ In den vergangenen Jahren hat Tsiakmakis immer wieder alkoholisierte Gäste abgewiesen, die darauf teilweise ungehalten reagiert hätten.

„Abschaffung solcher Feste würde uns nicht wehtun“

Solche Probleme treten laut Tsiakmakis nicht allein beim Weindorf auf, sondern bei allen größeren Veranstaltungen – also etwa auch beim Volksfest auf dem Cannstatter Wasen. Was er aber speziell beim Weindorf beobachtet: „Früher war das Fest eher was für Ältere. In den vergangenen Jahren wurde das Publikum aber immer jünger.“ Aufgrund des Ärgers mit Betrunkenen, den Tsiakmakis im Oblomow während Großveranstaltungen in der Stadt hat, findet er auch eindeutige Worte. „Uns würde es nicht wehtun, wenn solche Feste abgeschafft würden.“

Auch im Kap Tormentoso klopfen nach Angaben eines Mitarbeiters hin und wieder Betrunkene nach dem Weindorf an. Sie werden aber bei zu starker Alkoholisierung ebenfalls weggeschickt, was nicht selten für Unmut sorgt. Übrig bleiben zahlreiche Weindorf-Gläser, die vor der Bar abgestellt werden.

Im Café Scholz am Marktplatz gab es laut einer Mitarbeiterin im vergangenen Jahr Ärger, weil Gäste nach dem Weindorf weitertrinken wollten, aber nichts mehr bekamen. Ein weiteres Problem tut sich dort in unmittelbarer Nähe zu den Weinlauben auf: zahlreiche Weindorf-Gäste wollen die Toiletten im Scholz benutzen. Um das einzudämmen, werden sie zur Kasse gebeten: Die Toilettenbenutzung kostet für Weindorf-Besucher zwei Euro. Ein eigens engagierter Toilettenmann wacht darüber, dass keiner sein Geschäft macht, ohne zu bezahlen.

Weindorf ist aus Sicht der Polizei unkompliziert

Immerhin: Dieses Jahr hat es aber bisher weder im Oblomow, noch im Kap Tormentoso, im Mata Hari oder im Scholz größere Probleme mit alkoholisierten Weindorf-Gängern gegeben. Und in manchen Kneipen sieht man den verstärkten Zulauf während des Weindorfs sogar positiv: „Uns freut es eher, wenn mehr los ist“, sagt Tobias Bühner vom Mata Hari.

Auch für die Polizei stellt sich das Stuttgarter Weindorf als unkompliziert dar. „Es gibt dort so gut wie keine Gewaltstraftaten“, sagt Jens Lauer von der Pressestelle der Polizei. Taschendiebstähle kämen gelegentlich vor, doch alles in allem sei es beim Weindorf in der Vergangenheit und auch dieses Jahr bislang recht ruhig zugegangen.