Der Bundesbankchef verteidigt auch, dass jedes Land im EZB-Rat eine Stimme hat, also die kleine Insel Malta bei geldpolitischen Entscheidungen so viel Gewicht hat wie das große Deutschland. Einem StZ-Leser leuchtet diese Gleichbehandlung nicht ein. „Wir agieren im Rat nicht als Vertreter unseres Landes, jedes Mitglied agiert als Experte für den Euroraum“, erläutert Weidmann. Nationale Interessen spielten bei der Geldpolitik keine Rolle.

 

Der Diskussionsbedarf ist groß. Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach fragt nach Details der geplanten Bankenunion. Weidmann muss einräumen, dass hier manche Fragen noch offen sind und er mit den bisherigen Vorschlägen auch nicht zufrieden ist. „Was bisher auf dem Tisch liegt, reicht nicht aus.“ Die Verflechtung zwischen Banken und Staaten sei noch zu eng. Auch bei den Regeln für Schattenbanken, nach denen Bosch-Vizechef Stefan Asenkerschbaumer fragt, ist noch viel zu tun, wie der Bundesbankchef zugibt. Zunächst einmal, so Weidmann, bestehe die Herausforderung darin, das Risikopotenzial, das von diesen Schattenbanken ausgehe, zu erfassen und beispielsweise Berichtspflichten festzulegen.

Weidmann zeigt an diesem Abend Ausdauer nach einem langen Tag. Mittags saß er noch beim Deutsch-Französischen Finanz- und Wirtschaftsrat in Paris neben Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, dem französischen Finanzminister Pierre Moscovici und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Abends nun statt internationaler Politik Aufklärung und das Werben um Vertrauen im Stuttgarter Haus der Wirtschaft. Der Bundesbankchef wird nicht müde, die vielfältigen Fragen zu beantworten. Noch lange nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung umringt eine Traube von Lesern Weidmann, der das Sakko ablegt und munter weiterdiskutiert.