Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Etwa beim Tanzen, wo im wahrsten Sinne des Wortes niemand aus der Reihen tanzen darf, oder man denke an die wunderbare Synchronizität eines Bahnvierers im Oval. In London präsentierte dies der britische Vierer bei seinem Weg zu Gold in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung in vollendeter Harmonie. Es war ein famoses Zusammenspiel der Athleten, perfekt getaktet in allen Bewegungen, mehr Kunst als Sport. Ein Gleichklang des Könnens. Während in anderen Teams schlechte Leistungen eines Einzelnen aufgefangen werden können, ist das hier nicht möglich: Nur wenn jedes Individuum perfekt funktioniert, kann die Einheit erfolgreich sein.

 

Der Achter ist das Paradebeispiel

Denken wir an den Ruder-Achter. Verliert einer den Rhythmus oder kann aus anderen Gründen den Schlag der Gruppe nicht mitgehen, ist das ganze Boot aus dem Takt. Niemand darf auffallen, keiner darf abfallen. Der Achter ist das Paradebeispiel für Teamarbeit und für die Bedeutung der Gruppe – und das Gegenstück zur Harmoniethese. Der legendäre Achter-Trainer Ralf Holtmeyer glaubt, dass nur unter Reibung Leistung entsteht. Holtmeyer setzt auf Druck, Härte, Disziplin.

Er ist der Meinung, dass erfolgreiche Mannschaften verklärt würden. Man liebe die Vorstellung, so sagt der Trainer, dass dort, wo es harmonisch zugehe, Erfolg sei. Das Gegenteil sei der Fall: „Die Harmonie ist dort am Größten, wo am wenigsten Leistung erwartet wird. Wo es darum geht, besser zu werden, ist es zwangsläufig unbequem, weil man arbeiten muss.“ Teamgeist – das bedeute auch zu sagen: „Ich habe da einen Kumpel, aber der ist nicht so gut, und deshalb möchte ich den anderen dabeihaben. Das ist auch Teamgeist.“ So schuf er 2012 den besten Achter aller Zeiten.