Am Montag geht es los mit der neuen „Landesschau“, die künftig dreißig Minuten lang sein wird. Und das SWR Fernsehen hat noch weitere Pläne, um für sein Publikum attraktiver zu werden.

Stuttgart - Stuttgart - Stillstand ist Rückschritt, gerade im Fernsehen. Das zeigt derzeit vor allem RTL: Der Sender lebt schon viel zu lange von Programmerfolgen wie „Deutschland sucht den Superstar“ und verliert kontinuierlich Marktanteile. Ein drittes Programm wie das SWR Fernsehen hat zwar den Vorteil, aufgrund seiner regionalen Ausrichtung in gewisser Weise konkurrenzlos zu sein, aber das beschränkt sich natürlich auf das Informationsangebot. Eine Garantie ist dieses Alleinstellungsmerkmal ohnehin nicht, sonst gäbe es nicht so große Unterschiede zwischen den verschiedenen „Dritten“: Der MDR hatte im ersten Halbjahr 2014 im eigenen Sendegebiet einen Marktanteil von 8,7 Prozent, der RBB nur 6 Prozent; der SWR kam auf 6,7 Prozent und belegt damit unter den sieben dritten Programmen Platz fünf.

 

Seit einiger Zeit ist der SWR dabei, gewisse „Kursanpassungen“ vorzunehmen, wie es der Sendersprecher Wolfgang Utz ausdrückt: „Wir wollen ein unverwechselbares Profil für das SWR Fernsehen erreichen.“ Die Maßnahmen zeigen bereits erste Wirkung: Laut Utz konnte der SWR als einziges „Drittes“ in den letzten Monaten einen Zuschauerwachstum zu verzeichnen.

Ein wichtiger Schritt der Neuausrichtung ist der Ausbau der regionalen Information mit dem Start der neuen verlängerten „Landesschau“-Ausgaben. Vom kommenden Montag an beginnt „Landesschau aktuell BW“ bereits um 19.30 Uhr und dauert bis zur „Tagesschau“ um 20 Uhr. Die verdoppelte Sendezeit soll laut SWR „für konkrete Beispiele, Hintergrundinformationen, anschauliche Grafiken, für Expertengespräche im Studio und Berichterstattung aus den Regionen direkt vor Ort“ genutzt werden.

Eigenproduzierte regionale Serien zur Profilschärfung

Vor den neuen Nachrichtensendungen nehmen wie bisher werktags ab 18.45 Uhr die „Landesschau“-Magazine die „Lebenswelt im Südwesten in den Blick“. Allerdings ändert sich auch bei der „Landesschau Baden-Württemberg“ einiges. Die Sendung wird nicht nur aus einem neuen Studio präsentiert, sie hat auch neue Rubriken zu bieten. „Kurz und Bunt“ zum Beispiel wird die bisherigen „Regio-News“ ersetzen und laut SWR drei „Mini-Geschichten“ erzählen, und zwar nicht mehr animiert, sondern mit realen Bildern. Aus „Zoom“ wird „Gut zu Wissen“, eine Rubrik „mit Hintergrundwissen und Erklärungen zu Alltäglichem“.

Zur Profilschärfung des Programms tragen laut Utz auch eigenproduzierte regionale Serien wie „Die Kirche bleibt im Dorf“ (die neue Staffel startet am 8. Dezember) oder spezielle Südwestabende bei; und natürlich „frische Gesichter“ wie Michael Steinbrecher, der im Januar Wieland Backes als Gastgeber im „Nachtcafé“ ablösen wird. Einen weiteren Neuzugang dürfen die SWR-Zuschauer womöglich schon im Dezember begrüßen: Derzeit dreht der TV-Koch Horst Lichter im Murgtal, im Markgräferland und an der Untermosel die Reihe „Lichters neue Heimatkunde“. Der Rheinländer hat nach eigener Aussage drei besondere Vorlieben: „Oldtimer, Kontakt zu Menschen und leckeres Essen“. All das wird in seiner Sendung eine Rolle spielen, denn Lichter, der seit drei Jahren im Schwarzwald lebt, ist im Südwesten laut SWR „auf der Suche nach spannenden, ungewöhnlichen Geschichten rund um alles, was sich bewegt und knattert. Er trifft auf interessante Menschen und erkundet die Schönheit und Besonderheit der Region.“ Ähnlichkeiten mit seiner beliebten WDR-Reihe „Lichters Schnitzeljagd“ dürften kein Zufall sein.

Für den SWR-Intendanten Peter Boudgoust stellen die Änderungen gar eine „Zeitenwende“ dar. Dabei hat er allerdings eher an die Umstellungen bei den Nachrichtensendungen als an die Verpflichtung von Horst Lichter gedacht: „Unsere traditionsreichen Landesnachrichten brechen auch inhaltlich in eine neue Zeit auf“, weil der SWR ab sofort „mehr Nachrichten denn je“ aus der Region biete sowie „mehr Raum für Analysen, Einschätzungen und hintergründige Recherchen schaffe.“