Im Magazin „natürlich!“ zeigt der Bauern-Fotograf Wolf-Dietmar Unterweger mehr als zwanzig Wochen lang seine Lieblingsaufnahmen aus drei Jahrzehnten. Süßliche Nostalgie kommt trotzdem nicht auf. Im Gegenteil.

Stuttgart - Das allwöchentliche Magazin des SWR mit dem schönen Titel „natürlich!“ will erklärtermaßen zeigen, dass die Natur nicht nur irgendwie abstrakt schützenswert, sondern auch schön ist und uns Menschen Freude bereitet. Diese Qualitäten besitzen die Bauernfotografien des oberschwäbischen Fotografen Wolf-Dietmar Unterweger. In den nächsten Wochen und Monaten stellt der eigenwillige Dokumentar des einfachen Lebens im Lauf der halbstündigen Sendung jeweils ein Foto aus seinem dreibändigen Lebenswerk „Die Bauern“ vor.

 

Ein alter Mann beim Pflügen mit dem Ochsen, ein Bauerngarten im Nebel, eine mit Flechten bewachsene Mauer: es sind Bilder von meditativer Ruhe und Melancholie. Wolf-Dietmar Unterweger hat diese letzten Boten einer untergegangenen kleinbäuerlichen Welt in den achtziger bis in die Nullerjahre auf Dias gebannt. Diese Menschen leben nicht mehr, ihre Häuser sind zum Großteil abgerissen. Sabine Hampel von der Redaktion „natürlich!“ und Unterweger haben die Motive ausgewählt. Die einzelnen Szenen sind etwas über eine Minute lang und erscheinen im letzten Drittel der Sendung.

Menschen, die sich nicht übers Haben definieren

Der Fotograf wird in seinem Haus bei Biberach gezeigt. „Heute habe ich dieses Foto herausgesucht“, sagt er und schlägt den Bildband auf. Die Kamera schwenkt auf das Bild, versenkt sich in die Details, und Unterweger berichtet, welche Geschichte hinter dem Motiv steckt, wie er die abgebildeten Personen kennenlernte, was ihm die Aufnahme bedeutet. „Ich lebe in dieser Welt. Ich kann nichts anderes erzählen“, sagt der Fotograf. Sabine Hampel und ihr Team haben die Szenen in einem Rutsch abgedreht. Ihr Gegenüber hat sie beeindruckt: „Das ist so glaubwürdig“, sagt sie. „Das ist keine Pose. Er schlägt in einer kleinen Sache den großen Bogen.“ Ihr persönliches Lieblingsbild ist eine alte Bäuerin im halbdunklen Stall – eine Philosophin auf dem Melkschemel. Ihr anderes Lieblingsbild ist eine Vesperszene bei der Heuernte. „Dieses Foto hat tatsächlich was Altmeisterliches. Es erzählt so viel von Gemeinschaft, Geborgenheit, von harter Arbeit, gesundem Hunger und zeigt Menschen, die sich komplett übers Sein und kein bisschen übers Haben definieren.“

Damit kein Irrtum entsteht: Unterweger hütet sich vor Nostalgie – er denkt in die Zukunft. Von der Kuh kommt er auf den Tierschutz und den Milchpreis. „In der alten Bauernwelt können wir Nachhaltigkeit lernen“, sagt er. „Die Landwirtschaft der Zukunft wird zum Teil wieder mit Zugtieren sein.“