Auch John Rambo, der traumatisierte Vietnam-Veteran, der erstmals 1982 in „First Blood“ auftrat, ist ein Verlierer, dem übel mitgespielt wird. Aber die kritischen Elemente des Films, die Frage, wie Amerika seinen Soldaten dankt, stehen unversöhnt neben groben Tiraden des Helden gegen Kriegsgegner und Protestierer, neben der unausgegorenen Kontrastierung von ehrlicher Waffenbrüderschaft hie und verlogener Zivilgesellschaft da. Aber Rambo tat eben auf der Leinwand, was ein Teil Amerikas von ihm erwartete. Er führte vor, dass der Krieg nicht im Feld verloren worden war, sondern in Washington, und dass die Amerikaner immer noch die härtesten Kerle der Welt waren. Für Stallones Karriere ist das typisch. Die Fans haben sich herausgesucht, wann sie ihn mochten und wann nicht. Er erlebte auch mit Action-Filmen mehr als einmal Flops. Die Fans waren unduldsamer mit ihm als mit Arnold Schwarzenegger, eben weil sie ihn als Sprachrohr ihrer Gedanken und Wünsche akzeptiert hatten.

 

Wie Schwarzenegger hat es auch Stallone mit Komik versucht, lange mit furchtbaren Ergebnissen. Das Publikum reagierte erst, als er 2010 sein Rambo-Image in der bis jetzt drei Filme umfassenden „Expendables“-Reihe in Nostalgie-Klamauk ummünzte. Nebenbei aber hat er in „Creed“ wieder eine berührende, lebensweise Variante des alten Rocky vorgeführt, eine seiner besten Leistungen. Er wünschte sich, wirklich Rocky zu sein, hat er einmal gesagt, bezog sich aber nicht auf dessen Schlagkraft. Ihn zieht anderes an: „Er sagt nie ein böses Wort über irgendjemanden, und er beklagt sich nie. Er hat viele Niederlagen hinter sich, nimmt sie aber philosophisch. Er weiß, es kommen wieder bessere Tage.“