Mit Luftangriffen auf Öl-Anlagen in Syrien haben das US-Militär und arabische Verbündete wichtige Energie- und Einnahmequellen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ins Visier genommen.

Mit Luftangriffen auf Öl-Anlagen in Syrien haben das US-Militär und arabische Verbündete wichtige Energie- und Einnahmequellen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ins Visier genommen.

 

Washington - Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstören die USA und ihre arabischen Verbündeten nun die Geldquellen der Extremisten. Insgesamt zwölf von der IS-Miliz kontrollierte Raffinerien in Syrien seien bombardiert worden, teilte das US-Militär am Donnerstag mit. Der Schmuggel von Öl in Nachbarländer gilt als die wichtigste Einnahmequelle des IS. Im Nordirak traf unterdessen Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu einem Blitzbesuch ein.

Die CDU-Politikerin war damit schneller als deutsche Waffen und Ausbilder für den Kampf gegen die grausame IS-Miliz. Deren Ankunft verzögerte sich wegen einer Serie technischer Pannen. In Erbil sagte von der Leyen Kurden-Präsident Massud Barsani die Hilfe Deutschlands im Kampf gegen den IS zu. „Ich möchte Ihnen versichern, dass wir fest an Ihrer Seite stehen, bei dieser Aufgabe“, sagte sie. Barsani dankte für die Hilfe, äußerte aber den Wunsch nach mehr und besseren Waffen. Auf von der Leyens Programm stand auch die Besichtigung der Ausbildungseinrichtung, in der kurdischen Soldaten der Umgang mit den deutschen Waffen beigebracht werden soll. Berlin will insgesamt 10.000 kurdische Perschmerga-Soldaten mit Waffen ausrüsten.

Allianz nimmt Ölfelder ins Visier

Ob die Finanzierung der Terroristen durch die Angriffe der USA und ihrer Verbündeten auf die Raffinerien in Syrien in der Nacht zu Donnerstag entscheidend getroffen werden konnte, war zunächst unklar. Die Ziele lagen in der Nähe der Städte Dair as-Saur und Hasaka. Das US-Militär erklärte, erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Einsätze erfolgreich gewesen seien. Bei den Bombardierungen wurden nach einer Mitteilung der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 14 IS-Kämpfer getötet. Auch fünf Zivilisten seien ums Leben gekommen, darunter ein Kind.

Die IS-Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens ungefähr ein Drittel der Fläche des Landes. Sie kontrolliert dort auch mehrere Ölquellen und Raffinerien. Nach Angaben des Pentagons nehmen die Extremisten durch den Verkauf von Öl täglich rund zwei Millionen Dollar (1,56 Millionen Euro) ein. Das Öl wird vor allem in Nachbarländer geschmuggelt. Fachleute halten den IS für die reichste Terrororganisation der Welt.

Die Bundeswehr kämpfte unterdessen mit technischen Pannen bei ihren Bemühungen um eine Unterstützung der Kurden. Ein Transportflugzeug mit einer ersten Waffenladung an Bord blieb wegen eines technischen Defekts zwölf Stunden auf dem Flughafen Leipzig stecken. Und sechs Ausbilder und ein Sanitäter der Bundeswehr wurden wegen defekter Flugzeuge erst nach fünftägiger Zwangspause in Bulgarien frühestens am Donnerstag im nordirakischen Erbil erwartet.

Menschenrechtsanwältin getötet

Nach der Ermordung eines weiteren Westlers durch Dschihadisten riefen die sieben großen Industrienationen (G7) in New York den IS auf, alle Geiseln sofort und bedingungslos freizulassen. Die dem IS nahestehende algerische Terrorgruppe Jund al-Chilafa hatte am Vortag ein Video mit der Enthauptung eines entführten Franzosen veröffentlicht. Paris war nicht auf die Forderung der Geiselnehmer nach einem Ende seiner Luftangriffe gegen den IS eingegangen. Am Donnerstag flogen französische Kampfjets neue Angriffe im Irak.

Im nordirakischen Mossul folterten und töteten IS-Extremisten die im Irak bekannte Menschrechtsanwältin Samira Salih Ali Al-Nuaimi. Die schreckliche Tötung einer mutigen Frau lege die „bankrotte Ideologie“ des Islamischen Staates offen, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein.

US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch ein entschlossenes Vorgehen gegen die Extremisten angekündigt. „Die Vereinigten Staaten von Amerika werden mit einer breiten Koalition arbeiten, um dieses Netzwerk des Todes zu zerlegen“, sagte Obama in der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die Vereinten Nationen angesichts der wachsenden Terrorbedrohung in den Krisenländern des Nahen Ostens. „In Syrien haben die UN dabei versagt, Lösungen zu finden, während in den vergangenen vier Jahren mehr als 200.000 Menschen getötet und mehr als neun Millionen Menschen vertrieben wurden“, sagte Erdogan. Die Türkei habe 1,5 Millionen von ihnen aufgenommen und dafür 3,5 Milliarden Dollar ausgegeben.

In unmittelbarer Nähe zur türkischen Grenzen lieferten sich IS-Kämpfer und kurdische Volksschutzeinheiten im Norden Syriens weiter heftige Kämpfe in der Nähe der Stadt Ain al-Arabi (Kurdisch: Kobane). Die Extremisten seien bis auf zehn Kilometer an den Ort herangerückt, berichteten syrische Menschenrechtsbeobachter. Die Terrormiliz versucht seit Tagen, Ain al-Arab einzunehmen. Sie hat im Umkreis der Stadt bereits Dutzende Dörfer erobert und eine neue Massenflucht Richtung Türkei ausgelöst.

In Deutschland wächst unterdessen der Zulauf für die IS-Miliz, warnte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am Donnerstag dem Fernsehsender N24: „Wir haben Erkenntnisse, dass weit über 450 Personen schon ausgereist sind in Richtung Syrien und Irak.“ Bisher gingen Regierung und Sicherheitsbehörden von rund 400 aus Deutschland ausgereisten Islamisten mit meistens salafistischem Hintergrund aus. Als besonders gefährlich gelten Rückkehrer aus den Kampfgebieten.