Industrie 4.0, Gerechtigkeit bei Löhnen und der Steuer, aber auch Flüchtlinge und Verkehr: die Gewerkschaften haben für den 1. Mai viele Themen, die ihnen auf den Nägeln brennen.

Ludwigsburg - Flexiblere Lösungen bei der Arbeitszeit, mehr Gerechtigkeit bei Lohn und Steuern, aber auch mit dem Thema Verkehr – ganz speziell zugeschnitten auf den Landkreis Ludwigsburg – wollen die Gewerkschaften in diesem Jahr bei ihrer traditionellen Veranstaltung am 1. Mai in Ludwigsburg punkten. Der Blick richtet sich dabei nach vorne: im September sind Bundestagswahlen, im Jahr 2018 finden wieder Betriebsratswahlen statt, ebenso gibt es die nächste Tarifrunde bei der IG Metall.

 

„Egal, wer die neue Bundesregierung stellen wird, wir werden den Lobbyismus für unsere Klientel weiter betreiben“, sagte Andreas Klose, der Leiter des Bezirks Stuttgart bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) bei der Vorstellung des Programms zum Tag der Arbeit in Ludwigsburg. Konrad Ott, Erster Bevollmächtigter der IG Metall im Kreis Ludwigsburg, führte weiter aus: Es bedürfe mehr staatlichen Eingriffs, um die Felder Bildung, Infrastruktur und Gesundheit zu finanzieren. „Die Botschaft an die Politik muss sein: Macht endlich Politik für die Mehrheit der Menschen und nicht für die Reichen und die Banken.“ Dem Thema Industrie 4.0 müsse auch der „Sozialstaat 4.0“ gegenübergestellt werden.

Mehr mobiles Arbeiten, Entlastung für Schichtarbeiter

Ein zentrales Thema für die Gewerkschaften ist auch das Thema Arbeitszeit. Unter dem Stichwort „Lebensphasen-begleitende Arbeitszeit“ sollen mehrere Punkte beackert werden: Einmal soll es möglich werden, im Falle von Kindererziehung und Pflege die Arbeitszeit temporär abzusenken mit einem Teilentgelt-Ausgleich. Zum anderen wollen die Gewerkschaften beim Thema mobiles Arbeiten „vorne mitgestalten“, sagt Ott. Zuletzt sollen auch Forderungen bei der Schichtarbeit erhoben werden: ältere Mitarbeiter sollen mit zusätzlichen freien Tagen entlastet werden. Die konkreten Forderungen werden von der IG Metall im September beschlossen.

Ein weiteres Kernthema, gerade für den Landkreis Ludwigsburg mit seinen vielen Automobilzulieferer-Firmen, ist die Energiewende, genauer: der Umstieg vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität. „Das wird die Beschäftigtenstruktur in der Region nachhaltig verändern“, sagte Ott. Ende Mai werde es ein Treffen der Gewerkschaften mit dem Ludwigsburger OB Werner Spec geben. Dabei stünden Themen wie Parkplätze, Jobticket und natürlich die Stadtbahn-Diskussion auf dem Plan.

Integration der Flüchtlinge in die Arbeit „sehr überschaubar“

Ebenso ein Mega-Sujet: die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Hier sei das Engagement der Betriebe bis auf einige Ausnahmen „sehr überschaubar“, sagte Ott. Und auch wenn der Zuzug von Flüchtlingen nun geordneter laufe als vor einem Jahr: „Die Gründe, warum Menschen fliehen, haben sich nicht geändert.“

Am Tag der Arbeit wolle man ebenso ein Zeichen gegen Intoleranz und Rassismus setzen. „Das ist der Tag der internationalen Solidarität, da gibt es keinen Platz für Rechtspopulisten und Nazis“, sagte Bernhard Löffler, der Geschäftsführer des DGB Region Nordwürttemberg. Hierbei gehe es auch darum, die AfD als arbeitnehmerunfreundliche Partei zu demaskieren.

Der Erste Mai in Ludwigsburg

Feier
Schon am Sonntag gibt es die Vormaifeier in der Musikhalle Ludwigsburg. Cynthia Nickschas & Friends spielen Folk und Blues von 19.30 Uhr an. Der Eintritt ist frei, mit Spenden wird eine gemeinnützige Einrichtung im Landkreis unterstützt.

Kundgebung
Am 1. Mai geht es um 10 Uhr am Forum los. Der Demonstrationszug bewegt sich in Richtung Marktplatz, wo um 11.30 Uhr eine Kundgebung stattfinden wird. Die Mairede hält Catharina Clay, die Landesbezirksleiterin der IG BCE Baden-Württemberg. Bis 15 Uhr findet eine Hocketse mit Musik, Marktplatzfest und Verpflegungsständen statt.