Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

In München ist das keine Frage: Etliche Tausend Besucher, vor allem Angehörige der Studenten, füllen den Campus. Die wichtigste Aufgabe des Staatssekretärs an diesem Tag ist die Ernennung von 461 Uniabsolventen zu Offizieren. „Dies ist nicht irgendeine Beförderung, sondern eine Beförderung in die Führungselite der Bundeswehr – damit meine ich Leistungselite“, redet Grübel den Anwärtern ins Gewissen. „Wir brauchen Menschen in der Gesellschaft, die bereit sind, mehr zu leisten: Führen Sie durch ihr gutes Vorbild.“ Dies dürfte vor allem Roderich Kiesewetter gerne hören – Bundestagsabgeordneter, früherer Generalstabsoffizier und Präsident des Reservistenverbandes. Auch die Tochter des CDU-Politikers wird befördert – etwa jeder siebte Anwärter hier ist weiblich.

 

Karriere selbst nicht für möglich gehalten

Die Hochschul-Präsidentin Merith Niehuss ermuntert die jungen (Ober-)Fähnriche: „Sie beginnen eine Karriere, die in die Führungsetagen dieser Gesellschaft führt, wenn Sie nach 13 Jahren aus dem militärischen Dienst ausscheiden.“ Neben Flexibilität und Mobilität würden Tapferkeit, Kameradschaft, Fürsorge, Disziplin und moralische Urteilsfähigkeit von den Offizieren erwartet, sagt Grübel – bevor er einem Dutzend stellvertretend die Beförderungsurkunden aushändigt. Inmitten der Paradeaufstellung macht bei ersten Anwärtern trotz des kühlen, regnerischen Wetters der Kreislauf schlapp – unauffällig werden sie von Sanitätern auf Tragen weggebracht.

Per SMS hatte die Kanzlerin den Esslinger nach der Bundestagswahl gefragt, ob er Staatssekretär werden wolle. Grübel saß da gerade in der Kirche und war sich beim anschließenden Telefonat unsicher, ob er vom Komiker eines Radiosenders verulkt werden sollte – so fiel seine Freude verhalten aus. Aufgefallen war er dem Kanzleramt als Unionsobmann im „Euro Hawk“-Untersuchungsausschuss. Bis zum Herbst 2013 habe er sich nicht vorstellen können, mal im Mittelpunkt eines solchen Appells zu stehen, sagt der 56-jährige CDU-Mann. In seiner Truppenpraxis hat der Marine-Freund ein Anekdotenrepertoire angehäuft, das kommt an. Als er einst vereidigt worden sei, so Grübel vor der Paradeaufstellung, sei nur die Kopfbedeckung wasserundurchlässig gewesen – damals war es ein Stahlhelm.