Die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik hat zum Tag der offenen Tür geladen: Die angehenden Erzieherinnen zeigten sich dabei sehr vielseitig. Unter anderem haben sie einen Einblick in die Zirkuspädagogik.

Stuttgart-Botnang - Erzieherinnen und Erzieher sind aktuell gefragt wie nie. Dass jemand nach absolvierter Ausbildung in diesem Beruf nicht in irgendeiner Einrichtung unterkommt, ist schier unmöglich. Kein Wunder also, dass die Wartelisten für einen Ausbildungsplatz lang sind. An der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik gibt es derzeit beispielsweise schon 70 Bewerber auf 28 Plätze im Bereich der dreijährigen Praxisintegrierten Ausbildung (PiA). Und auch für die Eingangsklasse der traditionellen vierjährigen Ausbildung interessieren sich schon doppelt so viele Bewerber wie letztendlich aufgenommen werden können. „Mehr als zehn Klassen können wir an diesem Standort einfach leider nicht unterbringen“, sagte Rektorin Birgit Deiss-Niethammer beim Tag der offenen Tür an ihrer Schule. Am vergangenen Samstag gaben Lehrer und Schüler einen Einblick in die Arbeit und das Aufgabenfeld der Erzieher. In den ersten beiden Stunden wurden in der Einrichtung rund 400 Besucher gezählt.

 

„Wir wollen mit diesem Tag mehrere Zielgruppen erreichen“, sagte die Schulleiterin. Zum einen wolle man den potenziellen neuen Auszubildenden die Gelegenheit geben, die Schüler in Aktion zu erleben. Zum anderen kämen zu diesem Anlass auch immer viele Eltern und Großeltern, um zu sehen, was der Nachwuchs so macht.

„Es ist natürlich auch von Vorteil, wenn die Auszubildenden lernen, wie eine Großveranstaltung organisiert wird. Wir planen für diesen Tag alles gemeinsam“, sagte Birgit Deiss-Niethammer. „Zudem sind alle Programmpunkte im Unterricht entstanden.“ Wie vielseitig eine Ausbildung zur Erzieherin sein kann, zeigten unter anderem die Aufführungen aus dem Wahlbereich Zirkuspädagogik. Die Schüler kletterten aufs Einrad, jonglierten oder bildeten eine Menschenpyramide.

Offen gegenüber anderen Weltanschauungen

Was eine Erzieherin oder ihr männliches Pendant sonst noch so alles können sollte, erfuhren die Interessierten in mehreren Klassenräumen aus erster Hand. Die Rektorin selbst führte 20 bis 30 intensive Gespräche mit potenziellen Bewerbern. „Wer als Erzieher arbeiten möchte, braucht nicht nur ein Händchen für Kinder“, sagte Birgit Deiss-Niethammer. Man müsse kontaktfreudig sein, auf Menschen zugehen können. Man müsse Interesse an der Pädagogik haben und sich auch gerne mit etwas anspruchsvolleren Texten auseinandersetzen wollen. Zudem sei es unabdingbar, sich offen gegenüber anderen Weltanschauungen und Religionen zu zeigen. „Wir sind den gesellschaftlichen Anforderungen nicht gewachsen, wenn wir das Thema Religionen ausklammern“, betonte die Schulleiterin.

Einer der derzeit noch wenigen männlichen Auszubildenden an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik ist Daniel Runft. Der 23-Jährige hat eine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen. „Ich war damals schon in meiner Freizeit in einer Jungschargruppe tätig. Da habe ich einfach gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern viel mehr liegt“, sagte Runft. Die Entscheidung, beruflich noch einmal umzusatteln, hat er nicht bereut. Mittlerweile befindet sich Runft im dritten und letzten Ausbildungsjahr von PiA. Einen Job hat er bereits so gut wie sicher. „Ich habe schon einen Träger gefunden, bei dem ich arbeiten möchte.“