Am Tag des offenen Denkmals hat die Historikerin Ute Schönfeld-Dörrfuß durch den Beinsteiner Torturm in Waiblingen geführt. Von außen kennt ihn wohl jeder, der einmal in der Stauferstadt war. Doch ins Innere gelangen Besucher selten.

Der markante Beinsteiner Torturm am Rande der Waiblinger Altstadt ist das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor. Bis heute prägt der rund 37 Meter hohe Turm mit dem Wappen des Grafen Eberhard im Bart von Württemberg sowie dem Sgraffito, einem Bild aus Kratzputztechnik aus dem Jahr 1938, das Stadtbild. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag hat die Historikerin Ute Schönfeld-Dörrfuß zwei Besuchergruppen durch das 1491 erbaute Kulturdenkmal geführt.

 

Ins Innere gelangen Besucher selten

Von außen kennt den Beinsteiner Torturm wohl jeder, der einmal in der Stauferstadt war. Doch ins Innere gelangen Besucher selten. Aus Feuerschutzgründen dürfen sich maximal 15 Menschen gleichzeitig in der Stube unterm Dach aufhalten, von der sich aus den kleinen Fenstern ein großartiger Ausblick auf die Stadt und die Umgebung auftut. „Es war geplant, dass hier Klassen hautnah Geschichte erleben, doch das ist nicht möglich“, sagte Ute Schönfeld-Dörrfuß. Eine Wand des Turms weist außerdem Risse auf und musste geklammert werden. „Statiker überprüfen ständig, ob der Turm für Besucher geöffnet werden darf.“

Die Grundfläche des Torturms ist klein und mit 8,80 Meter auf 8,60 Meter beinahe quadratisch. Auf vier Stockwerken hat der Heimatverein der Heimatvertriebenen aus dem südungarischen Csávoly seit 1980 seine Heimatstuben eingerichtet. Ursprünglich diente der Turm als städtisches Gefängnis und ab 1818 bis 1864 als Oberamtsgefängnis. „Von den Zellen ist aber nichts mehr erhalten“, sagte Ute Schönfeld-Dörrfuß, „man erkennt sie nur noch an den vergitterten Fenstern.“ Und an einem Schild, das darauf hinweist, dass sich auf der zweiten Ebene das „Correct-Gefängnis“ befand.

Auf der ersten Ebene steht der Turm im Mittelpunkt – im wahren Wortsinn, denn hier ist ein gläsernes Modell aufgebaut, das den Besuchern die einzelnen Etagen und ihre Nutzung aufschlüsselt. Im Torturm, durch den – und die Waiblinger Altstadt – sich bis 1934 der gesamte Verkehr von Schwäbisch Hall und Nürnberg nach Stuttgart quälte, war auch eine Wohnung untergebracht, in dem Turmvorsteher, aber auch Gefängniswärter lebten. Sogar eine Küche gab es sowie einen Raum für eine Dienstmagd, der aber ein kleiner Verschlag war.

Nur knapp dem Abriss entkommen

1864 entkam der Beinsteiner Torturm – früher auch Säuturm genannt, weil durch ihn Schweine auf die Weide getrieben wurden – nur knapp einem Abriss. „Die beiden anderen Stadttore, das Schmidener Tor und das Fellbacher Tor, wurden schon 1832 und 1838 abgerissen“, sagte Ute Schönfeld-Dörrfuß.

In der Zeit der Nationalsozialisten wurde auf der stadtabgewandten Seite des historischen Turms ein zweiteiliges farbiges Wandbild angebracht, das einen Kampf von 1519 aus der Waiblinger Stadtgeschichte glorifiziert. Sie habe gar nicht gewusst, dass das Relief mit den Nazis zu tun hat, erzählte eine jüngere Frau, die mit Mann und zwei Söhnen die Führung mitmachte. „In der Schule haben wir davon nichts gehört.“