Als Couchsurferin gilt es zu spüren, wann man besser den Mund hält, wann man zur Unterhaltung beiträgt oder ohne zu mucken nur zuhört, wenn etwa ein von seiner Frau verlassener Ehemann über das "Miststück" herzieht. Abenteuer lauern zuhauf auf die zierliche Frau mit den langen, blonden Haaren. Florian lebt in einer ehemaligen Drogerie. Eine Art Paravent vor den Schaufenstern schirmt sein Privatleben ab. Ungewöhnlich sind seine Essgewohnheiten. Wer hat schon Appetit auf ein Brot mit Kräuterkäse und einer Schicht Nutella darüber?

 

An fehlenden Gelegenheiten zur Nahrungsbeschaffung kann es nicht liegen, ein riesiges Einkaufszentrum befindet sich nebenan. Nachdem die Shoppingmall eröffnet worden war, mussten viele kleine Geschäfte im Kiez aufgeben. Auch die Drogerie, in deren Räumen jetzt Florian wohnt. Die Nacht im neben dem Kanzleramt geparkten Campingbus eines Polen, der mit Hilfe seiner Couchsurfing-Gäste Deutsch lernen will, gilt es ebenso tapfer zu meistern wie die Nacht in einem Zimmer voller Diddelmäuse. Deren Besitzerin hätte Christine Neder nur zu gerne mit ihrem Sohn verkuppelt.

Jeden Abend eine SMS an die Familie

Sex ist nicht, das macht die Couchsurferin allen ihren Gastgebern sofort klar. Und jeden Abend schickt sie ihrer Familie oder ihren Freunden eine SMS mit der aktuellen Adresse, sicher ist sicher. Neder ist ausgezogen, sagt sie, um "das Gute im Menschen zu suchen". Nicht jeder scheint davon überzeugt zu sein. Außer Zuspruch und Ermutigung erhält sie auch Drohungen. Und ihr Vater warnt sie, alles ungefiltert in den Blog zu schreiben, in dem sie täglich ihre Couchsurfing-Erfahrungen mitteilt. Personalchefs liebten es zu googlen: "Alles, was du einmal reinstellst, kannst du nicht mehr löschen. Es wird dich ewig verfolgen."

Inzwischen ist Christine Neder in Berlin in ihre erste eigene Wohnung gezogen und hat auch ein Buch über ihre 90 Nächte in allen Teilen der Hauptstadt geschrieben. Sobald sich der Wirbel darum gelegt hat, will sie selbst Gäste aufnehmen und versuchen zu beherzigen, was sie anderen Gastgebern empfiehlt: sich keinesfalls zu sehr bemühen, sondern ganz normal, freundlich und aufgeschlossen sein.

Husten verbindet

Dank Staubsauger und guter Durchlüftung lässt sich die Lage zwar einigermaßen bereinigen, nur müssen beide für den Rest des Abends husten. Das verbindet. Auch am Morgen benimmt sich Ricardo wie ein Gentleman. Steht extra zeitig auf, um seinem Gast eine Latte macchiato mit üppig viel Schaum zu bereiten. Er trägt eine mit Tesafilm reparierte Brille. Christine Neder will ihn so früh noch nicht darauf ansprechen, "aber ich frage mich, was er da wohl wieder angestellt hat".

Sex ist nicht

Als Couchsurferin gilt es zu spüren, wann man besser den Mund hält, wann man zur Unterhaltung beiträgt oder ohne zu mucken nur zuhört, wenn etwa ein von seiner Frau verlassener Ehemann über das "Miststück" herzieht. Abenteuer lauern zuhauf auf die zierliche Frau mit den langen, blonden Haaren. Florian lebt in einer ehemaligen Drogerie. Eine Art Paravent vor den Schaufenstern schirmt sein Privatleben ab. Ungewöhnlich sind seine Essgewohnheiten. Wer hat schon Appetit auf ein Brot mit Kräuterkäse und einer Schicht Nutella darüber?

An fehlenden Gelegenheiten zur Nahrungsbeschaffung kann es nicht liegen, ein riesiges Einkaufszentrum befindet sich nebenan. Nachdem die Shoppingmall eröffnet worden war, mussten viele kleine Geschäfte im Kiez aufgeben. Auch die Drogerie, in deren Räumen jetzt Florian wohnt. Die Nacht im neben dem Kanzleramt geparkten Campingbus eines Polen, der mit Hilfe seiner Couchsurfing-Gäste Deutsch lernen will, gilt es ebenso tapfer zu meistern wie die Nacht in einem Zimmer voller Diddelmäuse. Deren Besitzerin hätte Christine Neder nur zu gerne mit ihrem Sohn verkuppelt.

Jeden Abend eine SMS an die Familie

Sex ist nicht, das macht die Couchsurferin allen ihren Gastgebern sofort klar. Und jeden Abend schickt sie ihrer Familie oder ihren Freunden eine SMS mit der aktuellen Adresse, sicher ist sicher. Neder ist ausgezogen, sagt sie, um "das Gute im Menschen zu suchen". Nicht jeder scheint davon überzeugt zu sein. Außer Zuspruch und Ermutigung erhält sie auch Drohungen. Und ihr Vater warnt sie, alles ungefiltert in den Blog zu schreiben, in dem sie täglich ihre Couchsurfing-Erfahrungen mitteilt. Personalchefs liebten es zu googlen: "Alles, was du einmal reinstellst, kannst du nicht mehr löschen. Es wird dich ewig verfolgen."

Inzwischen ist Christine Neder in Berlin in ihre erste eigene Wohnung gezogen und hat auch ein Buch über ihre 90 Nächte in allen Teilen der Hauptstadt geschrieben. Sobald sich der Wirbel darum gelegt hat, will sie selbst Gäste aufnehmen und versuchen zu beherzigen, was sie anderen Gastgebern empfiehlt: sich keinesfalls zu sehr bemühen, sondern ganz normal, freundlich und aufgeschlossen sein.