Weil kein Bäcker einen Laden betreiben will, organisieren das die Bürger im Gäufeldener Ortsteil Tailfingen seit fünf Jahren selbst.

Gäufelden - Auch auf kleinstem Raum kann man ein ganzes Dorf versorgen. Das zeigt der Tailfinger Dorfladen. Gerade einmal 70 Quadratmeter Fläche hat er. „Eigentlich viel zu klein“, sagt Dieter Schmollinger vom Vorstand des Genossenschaftsladens. Trotzdem bekommt man hier mehr als Brötchen und Milch. „Spargel und Erdbeeren aus Bondorf“ wirbt eine Tafel vor dem Laden. Klein, aber fein ist das Gemüse- und Obstangebot: Kartoffeln, Knoblauch, Fenchel, Gurken, Karotten. Großen Wert legt man auf regionale Produkte. Aber es gibt auch Ananas und Bananen. Eindecken kann man sich aber auch mit Putzmitteln und Geschenkpapier, Tiefkühlpizza, Wein und Bier – alles, w as man eben so zum täglichen Leben braucht.

 

Vor acht Jahren sah es im knapp 1500-Einwohner-Dorf, einem Ortsteil der Gemeinde Gäufelden, noch ganz anders aus. Mit dem Bäcker schloss der letzte Laden im Dorf. Kein Nachfolger, der das Geschäft übernehmen wollte, ließ sich finden. Also organisierten sich die Einwohner selbst.

Ein steter Kampf um den Umsatz

2011 gründeten sie eine Genossenschaft, 155 Bürger zeichneten ein, zwei oder auch mehrere Anteile zu je 100 Euro. Mittlerweile hat die Genossenschaft 286 Mitglieder, da heißt jeder fünfte Einwohner gehört dazu, rechnet man die Kinder nicht mit, sogar noch mehr. Mit 55 000 Euro startete die Initiative, mietete eine ehemalige Flaschnerei an, baute diese zum Laden um. Im März 2012 eröffnete dieser. Anderswo – so vor zwei Jahren im Sindelfinger Eichholz – scheiterte die Initiativ zur Gründung eines Genossenschaftsladens. Der Tailfinger Dorfladen ist eine Rarität in der Region.

Am Wochenende feierten die Tailfinger das fünfjährige Bestehen. Es sei kein Selbstläufer, sagt Dieter Schmollinger, einer von drei Vorständen der Genossenschaft. „Es ist ein steter Kampf.“ Pro Monat seien 20 000 bis 25 000 Euro Umsatz nötig, um wirtschaftlich zu arbeiten. „das sind etwa 125 Kunden am Tag.“ Die ersten beiden Jahre habe man rote Zahlen geschrieben. „Jetzt machen wir ein leichtes Plus von 1000 Euro im Jahr“, sagt Schmollinger.

Vier Verkäuferinnen hat die Genossenschaft angestellt: zwei Teilzeitkräfte und zwei Frauen auf 450-Euro-Basis. „Doch zusätzlich müssen wir viel ehrenamtlich stemmen“, sagt Schmollinger. Nicht nur die komplette Buchhaltung samt Steuerangelegenheiten würden ehrenamtlich gemacht. „Wir brauchen auch Hilfe im Laden, wenn zum Beispiel neue Ware kommt, die sofort eingeräumt werden muss“, sagt Schmollinger. Er schätzt den Aufwand der Freiwilligen genauso hoch wie den der angestellten Verkäuferinnen.

Der Laden ist der Treffpunkt im Ort

Wie sehr die Tailfinger ihren Laden schätzen, zeigte ihre Beteiligung am Jubiläumsfest. Sämtliche Chöre des Dorfs traten auf, auch der Kindergarten sang ein Lied. Gerade für die Kleinen sei der Laden wichtig, meint Beatrix Löffler, eine Kundin und Anteilseignerin. „Heute morgen war mein fünfjähriger Sohn das erste Mal alleine im Laden einkaufen – und kam stolz nach Hause. Das könnte er nicht, wenn wir den Laden nicht hätten..“ Wichtig sei der Laden auch als gesellschaftlicher Treffpunkt. „Die jungen Mütter treffen sich einmal in der Woche bei uns zum Kaffee“, sagt die Verkäuferin Claudia Hammer.

Auch die älteren Leute schätzten den persönlichen Service, berichtet Hammers Kollegin Tanja Schwarz. „Wir holen die Omis draußen am Rollator ab und helfen ihnen beim Einkauf.“