Mit den Bayern können sich der VfB und Hoffenheim jedoch kaum vergleichen.
Stimmt, das fehlt beiden Teams noch – und dem VfB sogar ganz deutlich – dass sie bei dem Beobachter das Gefühl auslösen, kein Tor zu kassieren und die Kontrolle über das Geschehen zu besitzen.
Sie sagten mal, dass Sie im Fußball das kontrollierte Chaos mögen. Warum gelingt es dem VfB nicht, das Chaos zu kontrollieren?
Diese Formulierung war von mir plakativ gemeint. Unter kontrolliertem Chaos verstehe ich, dass sich die Spieler im Schwarm auf den Ball stürzen – aber als ein Schwarm, der vom Trainer auch gesteuert wird.
Und wie ist es beim VfB?
Er kassiert eindeutig zu viele Gegentore. Das wird Alexander Zorniger nicht anders sehen. Es wird zu viel an das Umschaltspiel nach vorne und an die Offensive gedacht. Priorität hat in den Köpfen der Spieler die Aktion, die gleich nach der Balleroberung folgt. Aber damit macht man beim VfB den zweiten Schritt vor dem ersten. Denn die Priorität müsste auf der Balleroberung an sich liegen.
Immerhin erarbeitet sich die Mannschaft viele Chancen, die aber größtenteils ausgelassen werden – warum?
Weil der zweite Schritt vor dem ersten erfolgt, sind die Aktionen beim VfB oft überhastet. Es kann gar nicht schnell genug gehen – in letzter Konsequenz bis zum Torabschluss. Hektik statt Ruhe heißt das. Das Ergebnis sind vergebene Möglichkeiten.
Ein weiterer Satz von Ihnen lautet: Schön ist, was erfolgreich ist. Der VfB ist momentan nicht erfolgreich.
Zur Kontrolle des Spiels und des Gegners gehört in erster Linie, dass man als Mannschaft gut verteidigt. Dann stellen sich Erfolge ein – und das ist schön. Aber dieses Verteidigen kann ein Trainer den Spielern nicht von heute auf morgen vermitteln. Er braucht Zeit.
Zeit hat ein Trainer in der Bundesliga nicht.
Und noch schwieriger wird es, wenn er wie Alexander Zorniger neu in dieser Szene ist. Da wird im Umfeld und auch im Club selbst schnell nach einer attraktiven Spielweise gerufen, verbunden mit vielen Toren. Und angesichts dessen ist es für einen Trainer dann nicht so einfach, ständig daran zu erinnern, dass es das erste Ziel des Spiels ist, kein Gegentor einzufangen.