Aus zehn Euro dank seiner Talente mehr machen – das will die evangelische Kirchengemeinde. Und damit Geld für die Gebäudesanierung sammeln.

Plieningen/Hohenheim – - Am Sonntag bringt die evangelische Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim Geld unter die Leute: Nach dem Gottesdienst kann sich jedes Gemeindemitglied einen sogenannten Talente-Brief mit zehn Euro abholen. Jeder kann mit dem Geld arbeiten, die Gewinne kommen der Sanierung der Martins- und der Steckfeldkirche zugute. Pfarrerin Daniela Reich gibt ein paar Anlagetipps.
Frau Reich, mit der Talente-Aktion wollen Sie das Geld der Gemeinde mehren: Aus zehn Euro sollen mehr werden. Das klingt nach Zinsen – und denen stehen manche in der evangelischen Kirche skeptisch gegenüber. Unlängst sprach sich ein Initiativkreis aus gläubigen Wirtschaftswissenschaftlern und evangelischen Theologen gegen das Zinssystem aus.
Für mich klingt das vor allem danach, dass Menschen ihre Begabungen und Talente entdecken und sich überlegen, wie sie diese kreativ für die Kirchengemeinde und den Erhalt unserer beiden Kirchen einsetzen können.

Wie kommt das Geld zu den Talentierten?
Am 25. März laden wir zu einem Talentesonntag in die Martinskirche und die Steckfeldkirche ein. Jeder, der will, kann sich einen Talentebrief mit zehn Euro mitnehmen. Wir haben 200 Briefe vorbereitet, das heißt, wir stellen insgesamt 2000 Euro für die Aktion zur Verfügung.

Gibt die Gemeinde Empfehlungen ab, was man mit dem Geld anfangen könnte?
Wir haben uns ein Talente-ABC überlegt, wo man sich Anregungen holen kann. Es ist aber jedem und jeder frei gestellt, welches Talent er oder sie für die Gemeinde fruchtbar machen möchte.

Gibt es denn Arten der Geldanlage, die Sie weniger begrüßen würden? Was, wenn ein Kirchenmitglied alle Tricks und Kniffe der Börse kennt und seine zehn Euro dort anlegt?
Wenn ich an die Ideen für Aktionen denke, die bereits im Raum stehen, bin ich mir sicher, dass die Leute die zehn Euro mit ihrem Talent auf eine gute Art und Weise vermehren werden. In unserem ganzen Leben gilt ja, dass wir am Wirtschaftsleben teilnehmen, über die zehn Euro hinaus, und wir als Christenmenschen aufgefordert sind, dies verantwortlich zu tun.

Welche Vorschläge gibt es bereits?
Ein Gemeindemitglied will Blumen- und Gemüsesamen kaufen und es einem der Knechte aus der biblischen Geschichte in Matthäus 25 gleichtun, nämlich die anvertrauten Talente eingraben. Allerdings nicht aus Furcht vor Diebstahl, sondern in der Hoffnung, dass sie keimen und Frucht tragen – und diese verkauft werden kann. Ein anderes Gemeindemitglied ist immer wieder auf ihre Fertigkeit angesprochen worden, Strohsterne basteln zu können. Sie bietet nun einen Workshop dazu an.

Als eine der Initiatorinnen haben Sie sich bestimmt bereits Gedanken über ihre Talente gemacht.
Ich plane, Freunde zu einem Spiele-Abend einzuladen und ein Spendenkästchen aufzustellen. Damit es nicht nur Spaghetti mit Tomatensoße gibt, will ich mich mit jemandem zusammentun und, wer weiß, vielleicht spendet jemand eine Flasche Wein?

Welche seiner Talente will Ihr Pfarrerskollege Hans-Peter Ziehmann nutzen?
Er will seine kulinarische Ader nutzen und Selbstgemachtes aus dem Plieninger Pfarrgarten verkaufen – Bärlauch-Pesto und Erdbeermarmelade beispielsweise. Unsere Kirchengemeinderatsvorsitzende Birgit Reyer will in der Küche kreativ sein und selbst gebackene Cookies liebevoll verpackt an Mann und Frau bringen.

Ende September, an Erntedank, wird Kasse gemacht. Doch bis dahin ist es eine lange Zeit. Wie sorgen Sie in der Zwischenzeit dafür, dass Schwung in der Aktion bleibt?
Wir hoffen, dass das Ideenspinnen bereits im Anschluss an den Auftaktgottesdienst losgeht. Die meisten Aktionen brauchen dann auch Zeit, bis sie umgesetzt sind. Wer etwas anbaut und verkaufen will, muss sich gedulden. Wer Leute zu einem Abend oder einem Kurs einlädt, braucht ebenfalls Vorlauf. Über den Gemeindebrief, Pinnwände in den Gemeindehäusern und unsere Homepage wollen wir die Teilnehmer der Talente-Aktion vernetzen.

Glauben Sie, so viel Geld sammeln zu können, wie Sie für die Sanierung der Martins- und der Steckfeldkirche brauchen?
Das wäre fantastisch! Aber so einfach wird es wohl nicht gehen. Da werden noch ein paar unserer anderen Fundraising-Ideen zum Zug kommen, bis wir das Geld für die beiden Baumaßnahmen beieinander haben werden.

Die Fragen stellte Annegret Jacobs