Timo Werner wird schon mit Jürgen Klinsmann verglichen. Klar ist: Der VfB Stuttgart hat wieder ein großes Stürmertalent in seinen Reihen. Timo Werner soll aber nicht so enden wie sein Vorgänger Manuel Fischer.

Stuttgart - Manuel Fischer war gerade mal 17, als alle beim VfB Stuttgart von ihm schwärmten. Die Tür nach oben schien ganz weit offen zu stehen. Von einem Wunderkind war die Rede, von einem Jahrhunderttalent. Der damalige A-Juniorentrainer Hansi Kleitsch verglich ihn sogar schon mit dem legendären Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“, dem erfolgreichsten deutschen Stürmer aller Zeiten. Das ist sieben Jahre her. Der Rummel um Fischer war mit einem Wort: gewaltig.

 

Timo Werner ist gerade mal 17. So wie einst von Fischer schwärmen sie jetzt von ihm. Alle prophezeien ihm eine schöne Zukunft – bis zu Joachim Löw, der am Sonntag in Freiburg auf der Tribüne saß, als Werner mit zwei Toren den Grundstein zum Stuttgarter 3:1 legte. Der Bundestrainer war begeistert von der Schnelligkeit, der Unbekümmertheit des Spielers. Wieder machen Superlative die Runde wie „Wunderkind“ und „Jahrhunderttalent“. Der Rummel um Werner ist also: gewaltig.

Das alte Wunderkind erreichte mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2006 den vierten Platz. Fischer erzielte fünf Treffer. Damit war er Torschützenkönig und bester Spieler des Turniers. In 16 Spielen für die U 17 traf er 15-mal. Er wurde in die Europaauswahl seines Jahrgangs berufen und auch dort gefeiert. Beim VfB rückte er in den Bundesligakader auf – mit 17.

Parallelen der beiden Wunderkinder

Werner ist heute das, was Fischer 2006 war – ein fester Bestandteil des DFB-Nachwuchsteams. In 18 Einsätzen für die U 17 hat er 16 Tore markiert. Bei der EM 2012 belegte er mit dem Team den zweiten Platz und wurde vom DFB danach als bester deutscher Spieler ausgezeichnet. Dazu ist er auch schon bei den Profis in der Bundesliga angekommen – mit 17.

So viel zu den Parallelen der beiden VfB-Wunderkinder und VfB-Jahrhunderttalente. Bei Fischer ging es dann so weiter, dass ihn nach der EM 2006 absolute Spitzenvereine wie der FC Liverpool und der AC Mailand verpflichten wollten. Sie gaben schriftliche Angebote ab. Aber der VfB ließ Fischer nicht ziehen. Nach zähen Verhandlungen unterschrieb er kurz nach seinem 18. Geburtstag auf dem Wasen einen Profivertrag bis 2011. Das war die Perspektive.

Werner wird in ein paar Monaten auch 18 Jahre alt – am 6. März 2014. Vorher kann ihm laut DFB-Statut gar kein Profivertrag vorgelegt werden. Deshalb gilt noch sein bis 2016 laufender Jugendfördervertrag. Einsätze in der Bundesliga werden zwar extra honoriert, aber mehr als 125 000 Euro im Jahr kann er momentan nicht verdienen. Die Gespräche mit dem VfB über eine Ausdehnung seines Engagements laufen. Der Verein will den Spieler im Frühling langfristig binden – möglichst bis 2019. Das ist die Perspektive.

Nichts ohne die Eltern

„Alles passiert im Einklang mit den Eltern von Timo und mit seinem Berater“, sagt der Manager Fredi Bobic. So ähnlich hatte sich 2007 übrigens auch sein Vorgänger Horst Heldt über die Vorgehensweise bei Fischer geäußert. Wie auf das alte Wunderkind sind auch auf das neue Wunderkind schon andere Clubs aufmerksam geworden. So konkret wie damals bei Liverpool und Milan ist das Interesse jedoch nicht – noch nicht?

Fischer feierte am 12. Dezember 2007 in der Champions League im Stadion Camp Nou gegen den FC Barcelona sein Profidebüt. Demnach ist er gleich auf dem allerhöchsten Niveau eingestiegen. Obwohl er erst kurz vor Schluss eingewechselt wurde, erzielte er bei seinem zweiten Auftritt in der Bundesliga beim 2:2 am 17. Mai 2008 gegen Bielefeld ein Tor und holte einen Elfmeter heraus. Damit rettete er dem VfB einen Punkt.

Werner kam bei den Profis erstmals am 11. August beim 2:3 in Mainz zum Zug. Bisher brachte er es auf zehn Spiele (drei Tore). Der erste Treffer ist ihm am 22. September gegen Frankfurt gelungen. Zuletzt rettete er dem VfB den Sieg in Freiburg.

Der neue Klinsmann?

Von diesem Punkt an kann die Geschichte von Werner nicht mehr weitererzählt werden. Freiburg ist der aktuelle Stand. Dass ein Wunderkind aber nicht automatisch auch eine wunderbare Karriere hinlegen muss, zeigt der Fall von Fischer. Das Tor gegen Bielefeld war sein erstes in der Bundesliga – und sein letztes. Warum, das ist ungewiss. Die einen sagen, der VfB habe ihm keine Chance gegeben und nicht wirklich an ihn geglaubt. So habe dem Spieler die Rückendeckung gefehlt. Andere meinen, Fischer sei in jungen Jahren zu sehr mit Lob überhäuft worden und habe den frühen Ruhm nicht verkraftet. Der Vergleich mit Gerd Müller habe ihm geschadet. Er habe Flausen im Kopf gehabt, wenig auf Ratschläge gehört, sich schon am Ziel gewähnt. Vielleicht ist es so, dass sogar beide Seiten irgendwie Recht haben.

Manuel Fischer wurde im Januar 2009 an die TuS Koblenz verliehen. Nach seiner Rückkehr zum VfB spielte er nur noch in der zweiten Mannschaft. 2010 wurde er nach Burghausen verliehen, wo er sich eine schwere Knieverletzung zuzog. Eine längere Pause folgte. Über Heidenheim II, Bayern II und die SpVgg Unterhaching landete er vor einem knappen Jahr schließlich bei der SG Sonnenhof Großaspach in der Regionalliga Südwest, wo er in dieser Saison bisher sechs Tore erzielt hat. Mit Gerd Müller vergleicht ihn aber niemand mehr.

Dafür vergleichen manche im VfB-Umfeld Timo Werner jetzt bereits mit Jürgen Klinsmann.