Doch die Schönheit der Insel, das ozeanische Klima und vor allem ihr fruchtbarer Boden lockten europäische Seefahrermächte an, die mit der Überdosis an Natur Handel treiben wollten. Bis heute gilt Sansibar als Gewürzinsel, auch wenn die Nelkenplantagen längst aufgegeben sind. Das, was man einst in den Boden gesteckt hat, treibt freilich wie von selbst – und wird von Sansibari wie Raoul zur Schau gestellt. Damit die Besucher sehen, welche Rolle Sansibar im Welthandel mit Vanille, Kardamom und Chili innehatte. Auf den paar Hektar Land am Rand von Bububu wächst alles, was zu Hause als exotisch gilt, wild durcheinander. Raoul wandert die schmalen Pfade der Gewürzfarm ab. Er zeigt Vanille, die sich wie Efeu um eine Palme rankt, er pflückt die noch grünen Chilischoten und die Muskatnuss. Und er schabt die Rinde von einem Busch. Sie riecht nach Zimt.

Raoul ist ein Sansibari in den Dreißigern. Seit ein paar Jahren führt er Touristen durch die Plantagen von Bububu. Er ist selbst Farmer. Vor fünf Jahren hat er die Plantagen von seinem Vater übernommen. Der hat noch versucht, beim Nelkenrausch kurz nach der Unabhängigkeit Tansanias in den 1960er Jahren den großen Reibach zu machen. Sein Sohn setzt nun auf Kokosnüsse. "Die große Zeit der Gewürze ist vorbei", sagt er. Den Markt bestimmen andere. Indien beispielsweise oder Indonesien. Sansibar bleibt nur der Ruhm vergangener Tage. Wie zum Beweis drückt Raoul am Ende der Tour jedem eine kleine billige Holzschale in die Hand, gefüllt mit Gewürztütchen. Ein Stück luftdicht verschweißtes Sansibar für sieben Dollar.

Die Menschen, die auf Sansibar leben, bestreiten ihr Leben längst mit dem Tourismus. Dort an der Kenyatta Road in Stone Town reihen sie sich aneinander, die Souvenirläden, in denen die überall gleichen Schnitzereien, Kangas, Ölbilder und Schmuck angeboten werden. "Karibu" (willkommen) rufen die Verkäufer und versuchen den Vorbeigehenden in die Geschäfte zu locken. Wer zögert, wird hineingezogen in das Spiel, bei dem die Touristen fast immer zu viel bezahlen.