Die Rolle der Sarah ist ihre erste Rolle in Deutschland, Frau Appeddu. Wie haben Sie ihre Anfänge hier erlebt?
Appeddu: Die Figur der Sarah ist ungemein spannend gezeichnet, steckt voller kleiner Details, die entdeckt werden wollen. Was mir allerdings durchaus Schwierigkeiten bereitete, war die Sprache. Für uns Italiener ist es wirklich schwer, akzentfrei deutsch zu sprechen und ich habe schon viele Stunden Unterricht hinter mir. Glücklicherweise ist es beim Singen etwas einfacher.
Wieso wollten Sie diese Rolle haben?
Appeddu: Sie passt einfach zu mir. Stimmlich, aber auch menschlich. Sarah ist nicht die typische Hauptrolle, die liebe Prinzessin oder so. Sie hat ein tiefes Verlangen in sich, das man nur mit sehr viel Gefühl ausdrücken kann. Diese dunkle Seite, der sie sich mehr und mehr annähert und die sie irgendwann akzeptiert. Sie weiß, was sie will, und weiß, was sie tun muss, um es zu bekommen. Und hat sie es sich einmal in den Kopf gesetzt, bringt sie niemand davon ab. Selbst wenn sie dafür ihr altes Leben zurücklassen muss.
Wie sieht es denn mit Ihrer dunklen Seite aus?
Appeddu: Jeder hat eine dunkle Seite. Ich bin da keine Ausnahme. Sie kommt allerdings nicht allzu oft zum Vorschein.
Edenborn: Meine kommt immer dann zum Vorschein, wenn ich Rotwein trinke. Dazu muss man allerdings sagen, dass diese dunkle Seite in uns nichts anderes ist als unser tiefstes Verlangen. In dem Stück geht es nicht darum, dass Vampire Blut trinken. Es geht um die Frage: Habe ich jemals richtig geliebt? Das treibt den Grafen an, das treibt aber eben auch jeden einzelnen Menschen an.
Sie kehren nach 15 Jahren an ihre alte Wirkungsstätte zurück, Herr Edenborn. Haben Sie sich schnell wieder eingelebt?
Edenborn: Ich bin in Kiruna aufgewachsen, eine kleine Stadt weit im Norden Schwedens. Mir liegt diese Kleinstadtmentalität, weshalb ich mich in Möhringen wirklich sehr wohl fühle. Man geht zum Metzger oder zum Bäcker und wird schon nach ein paar Besuchen mit Namen begrüßt, so etwas weiß ich sehr zu schätzen.
Frau Appeddu, fiel es ihnen schwer, ihre alte Heimat Italien zurückzulassen?
Appeddu: Es ging. Ich komme aus einer kleinen Stadt mitten in Sardinien und verließ schon mit 19 mein Elternhaus. Seither war ich praktisch nur unterwegs, lebte und arbeitete in Bologna, Rom, Buenos Aires. Ich kann gut mit Wandel umgehen, freue mich immer auf ein neues Umfeld. Ich bin eben gern in Bewegung.
Wandel ist ein gutes Stichwort, Herr Edenborn: Mit dem AIK Stockholm sind Sie schwedischer Fußballmeister geworden. Wie wird ein Profifußballer eigentlich Musicalsänger?
Edenborn: Ich stehe seit 22 Jahren auf der Bühne, war aber nur eineinhalb Jahre lang Profifußballer. Doch es stimmt schon: Fußball war davor mein Leben, ich fing schon mit zwei an zu spielen. Obwohl ich immer gern gesungen habe und es immer sehr gemocht habe, wenn meine Mutter mir etwas auf dem Klavier vorgespielt hat, habe ich nie ernstlich darüber nachgedacht, eine Gesangskarriere anzustreben oder Schauspieler zu werden. Irgendwann jedoch war es einfach so weit: Ich fühlte, dass es Zeit war, meine Fußballkarriere zu beenden, nahm Gesangsunterricht – und spielte ein halbes Jahr später die „West Side Story“.