Ein vergiftetes Lob, denn vor allem Verdi-Chef Bsirske stand düpiert da. Eine Entzweiung des Arbeitnehmerlagers geht auch zu Lasten des Wortführers, der dies nicht verhinderte. Das Wohl der eigenen Mitglieder war ihm demnach wichtiger als die GEW-Lehrer, obwohl diese einen wichtigen Teil der Protestwellen ausgemacht hatten. Weitere gemeinsame Streiks werde es vorerst nicht geben können, so Bsirske.
Denkbar, dass die Arbeitgeber gezielt einen Keil in die gegnerische Phalanx getrieben haben, um die GEW zu isolieren und das lästige Thema loszuwerden. Volker Stich, der Vorsitzende des Beamtenbundes in Baden-Württemberg, sieht es hingegen als „hervorragenden und klugen Schachzug der Arbeitgeber“. „Daher haben wir uns nach längerer Diskussion entschieden, einen tarif- und gewerkschaftspolitisch sehr ungewöhnlichen Weg zu gehen – im vollen Bewusstsein, dass man nun erstmalig zwei abweichende Tarifvertragsregelungen im öffentlichen Dienst hat.“
Neue Feindschaft zwischen GEW und DBB begründet
Der Beamtenbund sei pragmatisch – während die Lehrergewerkschaft „die reine Lehre durchsetzen will“. Es sei auch unlogisch, wenn sie die Differenz zu den Beamten beim Nettogehalt ausgleichen wolle, handele es sich doch um völlig unterschiedliche Entlohnungssysteme. Auch seien die angestellten Lehrer in Baden-Württemberg und Bayern schon relativ nah bei den Beamtengehältern. Stich bezweifelt, dass die GEW nun über gesonderte Länderregelungen weiterkommt. „Wenn ein Land mit der GEW einen Vertrag zur Entgeltordnung vereinbart, wird dieses Land aus der Tarifgemeinschaft TdL ausgeschlossen“, sagte er der StZ.
Die GEW erwidert, der Beamtenbund sei ihr in den Rücken gefallen. Er habe den Vertragsentwurf geschluckt und versuche jetzt, ihn als Erfolg zu verkaufen, hieß es am Sonntagabend. „Die GEW muss nun strategisch beraten, wie sie in Zukunft an die Sache rangeht.“ Klar sei aber: „gemeinsam mit dem Beamtenbund, den wir in den Verhandlungen monatelang mitgeschleppt haben, auf alle Fälle nicht mehr“.