Der Tarifstreit bei der Lufthansa spitzt sich weiter zu. Obwohl die Lufthansa am Montag wie angekündigt eine weitere Konkretisierung ihres Angebots an die Piloten zur Neuregelung der Übergangsversorgung vorlegte, wollen die Flugzeugführer am Dienstag streiken.

Frankfurt - Der Tarifstreit bei der Lufthansa spitzt sich weiter zu. Obwohl die Lufthansa am Montag wie angekündigt eine weitere Konkretisierung ihres Angebots an die Piloten zur Neuregelung der Übergangsversorgung vorlegte, wollen die Flugzeugführer am Dienstag streiken. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rief ihre Mitglieder dazu auf, zwischen neun und 17 Uhr die Arbeit am größten deutschen Flughafen in Frankfurt niederzulegen und keine Langstreckenflüge mehr zu bedienen. Die Fluggesellschaft will jedoch trotz des Streiks der Piloten alle betroffenen Flieger starten lassen – mit Verspätung oder mit einem sogenannten Management-Piloten im Cockpit. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde bei 24 der 40 betroffenen Verbindungen die Abflugzeit geändert.

 

Eine Lufthansa-Sprecherin kritisierte die erneute Streikankündigung als maßlos. VC-Sprecher Jörg Handwerg wies den Vorwurf zurück. Konkretisierung heiße doch im Klartext „Ihr habt es noch nicht richtig verstanden. Wir haben aber sehr wohl verstanden, was Lufthansa von uns will.“

Die Piloten seien nicht bereit, ihre Übergangsversorgung der Dividendenpolitik des Unternehmens zu opfern. Bei den Details handele es sich um den Versuch des Managements, die Öffentlichkeit gegen die Piloten aufzubringen und einen Keil in die Belegschaft zu treiben, sagte Handwerg. Lösungen würden aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern am Verhandlungstisch gefunden.

Ob und wann die Gewerkschaft zu neuen Gesprächen bereit ist, ließ er jedoch offen. Zuversichtlich zeigte sich das Lufthansa-Management, dass man mit den Flugbegleitern beziehungsweise deren Gewerkschaft Ufo in Verhandlungen zu einer Lösung kommen werde, ohne neue Streiks von dieser Seite befürchten zu müssen.

Vordergründig geht es den Piloten zwar um die Übergangsversorgung, die es ihnen bisher ermöglicht, mit 55 Jahren auszuscheiden. Tatsächlich aber sind Beobachter davon überzeugt, dass die Auseinandersetzung sich gegen die Pläne des seit Mai amtierenden Konzernchefs Carsten Spohr richten, innerhalb des Konzerns zwei neue „Billigflugangebote“ zu starten. Spohr hatte im Juli angekündigt, dass im Europa-Verkehr die Tochter Eurowings von Basel aus günstige Flüge anbieten soll.

Die Kosten bei Eurowings liegen nach Angaben der Lufthansa noch einmal rund 20 Prozent unter denen der Tochter Germanwings, die seit dem vergangenen Sommer weite Teile des Europaverkehrs übernommen hat. Zudem möchte Spohr von Ende 2015 an auch auf bestimmten Langstrecken günstige Angebote auf den Markt bringen. Die Piloten dringen aber darauf, dass zumindest die Flugzeugführer bei allen Konzerngesellschaften nach dem bisher geltenden Tarifvertrag entlohnt werden sollen.

Das jedoch würde Spohrs Ziel, die Kosten zu senken, zunichte machen. Die Lufthansa steht wie alle anderen europäischen Fluggesellschaften unter einem zunehmenden Wettbewerbsdruck. In Europa machen Billigflieger wie Ryanair, Easyjet und andere an Boden gut. Nicht nur Lufthansa, sondern auch Air France oder Iberia reagieren darauf mit der Gründung neuer Billig-Töchter. Bei den Franzosen laufen die Piloten auch dagegen Sturm.

Die Probleme für Europas größte Fluggesellschaft sind jedoch nicht nur auf den Heimatkontinent begrenzt. Auch auf den Nordatantlikrouten gerät die Lufthansa zunehmend unter Druck. Die US-Airlines, die fast alle im Nachgang der Finanzkrise ein Insolvenzverfahren durchlaufen haben und damit Kosten los geworden sind, verdienen wieder deutlich mehr als die Lufthansa. Außerdem haben die schnell wachsenden Gesellschaften aus dem Nahen Osten ihre Verbindungen nach Nordamerika ausgebaut und locken immer mehr Passagiere über ihre Drehkreuze auf die am stärksten wachsenden Routen nach Asien.