Der Drehbuchautor dieses Falls muss eine grotesk überbordende Fantasie haben – und dazu noch das Mitteilungsbedürfnis eines bekifften Sozialkundelehrers.

Bremen - Drehbuchautoren haben es nicht leicht, denn sie müssen immerzu Ideen haben; nur dann verdienen sie das Geld, das sie benötigen, um ihren Familien Daunenjacken für den Winter zu kaufen. Keine Ideen, keine Daunenjacke – so grausam kann das Leben sein. Was aber passiert, wenn ein Autor eine grotesk überbordende Fantasie und dazu noch das Mitteilungsbedürfnis eines bekifften Sozialkundelehrers hat, zeigt dieser Bremer „Tatort“, der eine irrwitzige Satire ist auf das Genre des Politthrillers: Es geht um eine Mordserie, Sex mit Minderjährigen, heimlich aufgenommene Videos, Drogen, Politiker, Erpressung, die Verstrickungen von Rotlichtmilieu und Justiz, Verschwörungen, die – bitte festhalten! – „bis nach Berlin“ reichen, einen Streit um ein Bauprojekt, Volkstribune, Killerkommandos; ja, selbst Avatare, also „virtuelle Menschen“, tauchen auf. Kurzum: der Plot ist unfassbar überladen und ungefähr so glaubwürdig wie Kostenkalkulationen aus der Konzernzentrale der Deutschen Bahn.

 

Als Entschädigung dafür gibt’s reihenweise Aphorismen fürs Poesiealbum, etwa wenn die Ermittlerin Inga Lürsen (Sabine Postel) sagt: „Früher wollten die Menschen in den Himmel, heute wollen sie ins Fernsehen.“ Oder: „Wir zappeln durchs Leben, aber solange wir zappeln, leben wir noch.“ Und als wolle sie sich für diesen Quatsch auch noch belohnen, springt sie mit ihrem neuen Kollegen Leo Ulfanoff (ein Lichtblick: Antoine Monot Jr.) ins Bett. Der ist zwar ziemlich dick geraten und ein Sonderling hart an der Grenze zum Psychopathischen, beweist aber Charme, wenn er, keine zwei Stunden am neuen Arbeitsplatz, seiner Partnerin tief in die Augen schaut und fragt: „Mache ich Sie nervös, ich meine: als Mann?“ Zumindest hier ist der Krimi dann mal nicht unfreiwillig komisch.