Von der Pubertät geplagt, von Eifersucht zerfressen und von Hormonen getrieben: der Tatort aus München ist zwar etwas behäbig erzählt, aber der Krimi packt ein wichtiges Thema an und stellt die richtigen Fragen.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Nein, es ist nicht der perverse Lüstling, der im Feinripp-Unterhemd vor dem Bildschirm sitzt und sich am behaarten Bauch kratzt. Es ist der sympathische Familienvater Guido Buchholtz (Maxim Mehmet), der mit den Kindern chattet und im Tatort „Das verkaufte Lächeln“ bis zum Schluss der Hauptverdächtige bleibt. Dass es die Jugendlichen selbst sind, die ihre Körper im Netz zur Schau stellen und mit Gaspistolen auf ihre Freunde schießen, macht es dem Zuschauer nicht gerade leicht zu entscheiden, wer eigentlich Opfer ist und wer Täter. Eine feine Gratwanderung, die den Münchener Krimi zu einem sehenswerten Film macht.

 

Mit tiefschwarzen Augenringen trägt Florian Hof (Nino Böhlau) sein dunkles Geheimnis knapp neunzig Minuten mit sich herum. Von der Pubertät geplagt, von Eifersucht zerfressen und von Hormonen getrieben, bedroht er seinen Freund am Isar-Ufer und erschießt ihn beim Rangeln. Ein spannender Showdown. Der Münchener „Tatort“ packt ein heißes Eisen an: die Selbstdarstellung der Kids im Netz, Jugendliche, die sich gegenseitig erotisches Material zuschicken. Doch aus harmlosem High-Tech-Flirt kann eben auch schnell Missbrauch entstehen, sobald Bilder und Videos im Netz verbreitet werden. Der „Tatort“ zeigt, dass Jugendliche ziemlich offenherzig mit ihren Daten umgehen, ohne sich viele Gedanken über die Tragweite zu machen.

Natürlich verkaufen sich die wenigsten Jugendlichen auf einer eigenen Website, doch mit der überspitzten Darstellung geht der „Tatort“ ein wichtiges Thema an. Leider bleibt die Spannung in großen Teilen auf der Strecke, trotz stark bebildertem Anfang und spannendem Schlussspurt. Die Dauerbefragung der Familien wirkt irgendwann ziemlich einschläfernd.