Der Freiburger „ Tatort“ dreht sich um Randexistenzen und um Jugendliche, die sich mit so genannten Choking-Games die Zeit vertreiben. Gibt es in Ihrem Leben Anknüpfungspunkte an diese Thematik?
Gentrifizierung ist auch in Berlin ein großes Thema. Ich wohne am Prenzlauer Berg. Wenn man da durch die Straßen geht, denkt man: Ach, wie nett, richtig schön hier, alle sehen so aus wie ich, alle schieben einen Kinderwagen und wirken, als würde es ihnen an nichts fehlen. Die Cafés sind modern, die Fassaden rosa und blau, die Kinderspielplätze sauber. Man vergisst, dass hier auch mal andere Leute gewohnt haben, die offenbar keinen Platz mehr finden. Man merkt, wie die Mieten steigen und was das für einen Rattenschwanz an Folgen für die Menschen hat, die sich das nicht mehr leisten können. Das kann ich schon gut nachvollziehen.
Haben Sie auf diesem Feld auch eigene, persönliche Erfahrungen gemacht?
Ich bin nicht nur von Menschen umgeben, die sich keine Sorgen um das Morgen machen müssen. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, auch als Arbeitskraft, erlebe ich im allernächsten Umfeld. Und die Vorstellungskraft, dass ganze Generationen mit dem Gefühl geboren werden, in der Zukunft nicht gebraucht zu werden, die habe ich auf jeden Fall.
Sie haben sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als ernsthafte Schauspielerin erarbeitet. Wie haben Sie den Absprung aus der Medienbranche geschafft?
Der Anfang meiner Karriere war mit vielen Möglichkeiten, Zufällen und sich öffnenden Türen gepflastert. Das musste ich zunächst ausloten und ausprobieren. Erst später habe ich mich aktiver an der Gestaltung meines Wegs beteiligt. Als ich Mitte der neunziger Jahre zum Casting von „Männerpension“ ging, zu meiner ersten Rolle unter der Regie von Detlev Buck, da war das noch ein Abenteuer, das ich sehr gerne miterleben wollte. Ich habe mir diese Rolle schon bewusst ausgesucht, um mich in der Schauspielerei zu erproben. Aber wo das hinführen sollte, wusste ich nicht.
Der Film kam 1996 in die Kinos und wurde ein Riesenerfolg.
Das war ein glücklicher Zufall. Erst danach stand die Frage im Raum, ob ich das überhaupt weiter machen kann und will. Dann kamen immer öfter interessante Projekte, und ich habe die Moderation irgendwann ganz sein lassen. Die Rolle der Silke Semmeling in „Die Affäre Semmeling“ unter der Regie von Dieter Wedel hat mein Bewusstsein für die Schauspielerei noch mal verändert. Seither liebe ich es, Schauspielunterricht zu nehmen und tief in die Rollen einzudringen. Mir ist die Arbeit vor der Kamera und mit einem Text viel lieber als dieses dauernde Reproduzieren einer Authentizität, die man auch selbst sein soll.