Schüttelt man den Nachnamen leicht durch, wird aus Murot Tumor. Genau dieser Hirntumor ist es, der den Kommissar auch in seinem zweiten Fall, in dem es um Organhandel geht, zu äffen versucht. Und bei diesen Äffereien gehen der Regisseur Justus von Dohnányi und sein Autor Daniel Nocke in die Vollen. Ohne Rücksicht auf Krimigesetze bebildern sie Murots Halluzinationen mit Musicalszenen im Stil der „Rocky Horror Picture Show“ – witzig, unbekümmert und präzise, wie sie eben auch mit diebischer Freude alte Edgar-Wallace-Filme unverhohlen wieder aufleben lassen. Nichts fehlt, alles ist da in dem sepiabraun kafkaesken Geisterdorf: ein Schloss mit heimlichen Gucklöchern, Spinnennetze in Großaufnahme, Schattenrisse voller Dramatik und, logisch, Klaus Kinski, der von Tobias Langhoff irre gecovert wird.
Zugegeben, die Handlung grenzt ans Hanebüchene – dennoch liefert der Hessische Rundfunk, der auch Król und Kunzendorf ermitteln lässt, derzeit die besten, ambitioniertesten und avanciertesten „Tatorte“ ab. Retro ist eben nur der Look.