Der Kieler „Tatort“ „Borowski und der Himmel über Kiel“ warnt überzeugend vor Drogenkonsum, ergötzt sich aber den Exzessen des Rauschs.

Stuttgart - Als Borowski (Axel Milberg) dem jungen Mädchen verspricht, sie zu beschützen, da ahnt man schon: Der Kommissar wird es verbocken. Das Mädchen mit den unschuldigen Augen wird büßen müssen, dass sie die Dealer verpfiffen hat. Aber die „Tatort“-Folge „Borowski und der Himmel über Kiel“ setzt eben auf die Angst, dass Rita (Elisa Schlott) etwas angetan werden könnte. Und prompt wird sie vergewaltigt. Mit süßer Lust gibt die Regie sich dieser schäbigen Szene hin – und effektvoll wackelt der SUV bei der Doppelvergewaltigung.

 

Dabei tarnt sich der Kieler „Tatort“ als Anti-Drogen-Kampagne. Der drogenabhängige Mike wird ermordet und sein abgeschlagener Kopf im Fluss gefunden. Crystal-Meth verschaffe „das geilste Gefühl der Welt“, erzählt Rita, die frisch aus dem Entzug kommt. Wie in einem Kammerspiel konzentriert sich das Geschehen auf die Ermittler und das Mädchen, während in Rückblenden drastisch vorgeführt wird, wie die Euphorie des Rauschs zu schlimmster Aggression führt. Trotzdem ist es am Schluss überraschend, dass ausgerechnet der beste Freund den Mord begangen hat – wahnhaft auf Trip.

Hände weg von Drogen, mahnt dieser „Tatort“ überzeugend, ergötzt sich aber zugleich an den wilden Rammeleien und Gewaltexzessen im Rausch. Das hat einen ähnlich unangenehmen Beigeschmack wie der latente Machismo von Borowski, der seine Kollegin (Sibel Kekilli) mal aggressiv ausschimpft und dann wieder gönnerhaft lobt. So schlachtet dieser „Tatort“ das aus, was er zugleich kritisiert – und lässt Detailfragen offen. Ob Rita weiß, dass ihr Freund selbst vergewaltigt und gemordet hat? Und ist Borowski beim kitschigen Abschied von Rita eigentlich klar, dass sie ihn ganz schön reingelegt hat?