Es geht um Kompetenzgerangel, die Hoffnung auf Heilung und um Moral. Nur um eines geht es im Konstanzer Tatort recht wenig – um den eigentlichen Mordfall. Eine nette Sonntagabend-Unterhaltung, weit weg von zu viel Action.

Stuttgart - Ein Toter auf der Bodensee-Fähre zwischen dem schweizerischen Romanshorn und dem deutschen Konstanz stellt die Bodensee-Kommissare vor eine Herausforderung. Klara Blum (Eva Mattes) und ihr Kollege Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) müssen sich den Fall mit dem Schweizer Kommissar Matteo Lüthi (Roland Koch) teilen. Keine leichte Aufgabe, denn die Drei sind selten einer Meinung.

 

Zunächst sieht alles im Konstanzer Tatort „Letzte Tage“ (Sonntag, 23. Juni, 20.15 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek) nach Selbstmord aus. Die Leiche, der leukämiekranke Jochen Heigle, hat sich selbst Acetylsalicylsäure gespritzt, die ihn verbluten ließ – so jedenfalls der Anfangsverdacht. Aber Klara Blum zweifelt daran.

Die Spuren führen die Ermittler in verschiedene Richtungen. Da wäre die Ehefrau des Toten, die auf die Lebensversicherung hofft, Heigles Arzt, der ein neues Mittel an ihm testet, die Medizinstudentin Mia Henning, die sich in einer Krebs-Hilfegruppe engagiert, ein Schweizer Pharmaunternehmen und zuletzt sogar der Schweizer Kommissar Lüthi, der sich zeitweise sehr verdächtig verhält.

Der Tatort aus Konstanz wirkt etwas langatmig. Der Kreis der Verdächtigen lichtet sich erst recht spät. Der eigentliche Fall gerät etwas in den Hintergrund und die Ermittlungen dazu laufen irgendwie nebenbei. Der Krimi lebt letztlich von kleinen Szenen und Begebenheiten, den Zwist zwischen den deutschen und Schweizer Kollegen, vor allem zwischen Klara Blum und Matteo Lüthi. Und, dass man dann irgendwie doch wissen will, wie es ausgeht. Netter Krimi, aber die Spannung bleibt zeitweise etwas auf der Strecke.

Schönste Krimifloskel: „Mein Leben ist überhaupt nicht wie im Kino“, sagt Kommissar Perlmann überschwänglich und unter Alkoholeinfluss über sein Leben als Polizist.

Heimliche Stilikone: Sie kocht Kaffee, telefoniert, organisiert und sieht dabei immer wie frisch aus dem Ei gepellt aus. Annika Beck (Justine Haurer), die Assistentin der beiden Kommissare, besticht mit Stil, Charme und Englischkenntnissen. Da kann auch der stilsichere Schweizer Kollege Lüthi nicht mithalten.

Gefühlter Moment, indem der Fall gelöst ist: Es dauert recht lange und geht dann ganz schnell: Kommissarin Blum sieht die Urlaubs-Fotos von chinesischen Touristen und steht wenig später schon vor Mia Hennings Wohnungstür. Aber ob sie es wirklich ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.