Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Gelegentlich schneien Leute mit ausgefallenen Ideen herein, wie der Mann, der sich einen An-/Aus-Schalter im Nacken wünschte. „Dem war bloß wichtig, dass der Schalter auf An steht.“ Es gibt aber auch Kunden, denen Supper Ideen ausredet, die er gewissermaßen vor sich selbst schützt – wie den jungen Mann, der sich eine Träne ins Gesicht stechen lassen wollte. „Bei Gesicht und Händen sind wir immer vorsichtig“, sagt Supper. „Da kommt es darauf an, wie alt einer ist oder wie viele Tattoos er schon hat.“ Zu seiner ältesten Kundschaft gehört eine Dame im Alter von 68 Jahren. Sie ließ sich den Namen ihres verstorbenen Gatten in die Haut gravieren.

 

Statistisch betrachtet ist diese Frau eine ausgesprochene Rarität. Die meisten Tätowierten sind laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) aus dem vergangenen Jahr zwischen 25 und 35 Jahre alt. In dieser Altersgruppe sind 22 Prozent tätowiert. Insgesamt tragen etwa zehn Prozent der Bevölkerung eine Tätowierung. Die Studie bestätigt Suppers Eindruck, dass diese Form des Körperschmucks mittlerweile unterschiedliche Gesellschaftsschichten erreicht hat: Abiturienten lassen sich fast genauso oft stechen wie Hauptschulabsolventen.

Eine Tätowierung ist ja – wie die Ehe – vorerst für die Ewigkeit gedacht. Doch laut GFK-Studie empfinden zehn Prozent der Tätowierten Reue. So florieren im Schatten des Tattoobooms auch jene Unternehmungen, die sich aufs Entfernen verlegt haben. Das Scheiden tut weh: „Der Schmerz lässt sich eigentlich mit nichts vergleichen. Am ehesten noch mit einem Elektroschocker“, sagt Sascha Launag. Der 24-Jährige liegt in der Herzog-Karl-Schönheitsklinik im Stuttgarter Süden bei Doktor Ramin Khorram und wartet darauf, dass die Betäubung wirkt. Die komplette Sacra Familia ist auf seinem linken Arm versammelt, auch ein paar Englein halten Wacht. In einem Aufwasch ist das gar nicht zu machen. Fünf, sechs Sitzungen stehen Sascha Launag noch bevor, zwischen denen mindestens vier Wochen liegen müssen.