Erst kürzlich wurde eine Taxifahrerin überfallen und lebensgefährlich verletzt. Jetzt bekommen die Kollegen Sicherheitstipps von der Polizei.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Im Ersten ist am Freitag am späten Abend die "Polizeiruf"-Folge "Taximord" aus dem Jahr 2008 wiederholt worden. Was im Fall einer schauspielernden Taxifahrerin aus Halle Krimiunterhaltung für die Fernsehzuschauer war, ist einer echten Kollegin in Heiningen am vergangenen Wochenende um Haaresbreite selbst widerfahren. Die 61-Jährige wurde von einem jungen Pärchen überfallen und mit einem Messer lebensgefährlich am Hals verletzt. Der Frau, die zunächst im Koma lag, geht es inzwischen zwar wieder besser, vernehmungsfähig ist sie jedoch noch nicht.

 

Nach zwei ähnlich gelagerten, wenn auch nicht ganz so dramatisch endenden Fällen im vergangenen Monat in Ebersbach und in Rechberghausen hat die Göppinger Polizeidirektion am Freitag eine kreisweite Aktion durchgeführt, bei der Streifenbeamte den Taxichauffeuren eine Reihe von Sicherheitstipps aushändigten. Ein gutes Dutzend Polizisten war den gesamten Freitag über im Einsatz, suchte den Kontakt und das persönliche Gespräch mit den Fahrerinnen und Fahrern. "Wir wollen möglichst alle erreichen", sagte der Pressesprecher Rudolf Bauer.

Das Vorhaben an sich wird von den Angesprochenen ausdrücklich begrüßt: "Das ist sehr löblich, auch wenn es natürlich schlimm ist, dass erst solche Fälle passieren müssen, ehe es zu einer solchen Reaktion kommt", sagt etwa Jürgen Hees. Der Mann aus Bad Boll sitzt seit 16 Jahren am Steuer eines Taxis und hatte - er klopft dreimal auf Holz - erst einen gravierenden Zwischenfall. "Da hat mir ein Betrunkener während der Fahrt ins Lenkrad gegriffen, mich beschimpft und am Ende nicht bezahlt", erzählt Hees. Für ihn steht fest, dass eine Attacke, wie sie jetzt der Kollegin in Heiningen widerfahren sei, jeden ereilen könne. "Ich handle da nach Bauchgefühl und lasse in der Zwischenzeit gar nicht mehr jeden einsteigen", ergänzt er.

"Viel nützen wird das aber nicht"

Den Trend, das Geld in der Kneipe auf den Kopf zu hauen, und dann "im Taxi zu handeln oder gleich zu bescheißen", hat nicht nur Jürgen Hees beobachtet. "Die Probleme werden größer", ist Vasilios Etairidis überzeugt. Er habe ebenfalls schon Fahrten abgelehnt, weil in manchen Fällen die Angst weit größer sei als die Hoffnung auf etwas Umsatz. Seit zehn Jahren fährt der Grieche im Raum Göppingen Taxi und hat dabei schon etliche kritische Situationen erlebt. "Ich hatte mal eine entflohene Straftäterin an Bord, die sich nach Villingen-Schwenningen kutschieren ließ und dann aus dem fahrenden Auto sprang, um zu flüchten", erzählt Etairidis. Bedrohungen, Beleidigungen und Beschimpfungen von aggressiven und betrunkenen Fahrgästen zähle er schon gar nicht mehr.

"Es ist zwar schön, dass die Polizei so eine Aktion macht, viel nützen wird das aber nicht, weil wir Taxifahrer schon wissen, worauf wir gerade in der Nacht achten müssen", stellt Mubashi Tahir klar. Richtig helfen, da ist sich der Pakistani mit Etairidis einig, würde nur ein Sicherheitsglas, das zwischen den Vorder- und den Rücksitzen angebracht ist. Dadurch könnten Übergriffe verhindert werden. In anderen Ländern, etwa in den USA oder in England, sei das üblich, fügt er hinzu.

"Für viele ist das Taxifahren schon jetzt eine schlechte Arbeit, die man möglichst schnell wieder aufgibt", sagt Vasilios Etairidis. Aus seinem Bekanntenkreis hätten etliche Leute den Job wieder aufgegeben: aus Angst oder weil sie fürchteten, alleine und ohne Zeugen von missliebigen Passagieren zu Unrecht beschuldigt zu werden, ihnen etwas getan oder sie belästigt zu haben.