Auch nach Singen hatte er Kontakte. Hier hatte er eine Freundin. Vermutlich begann im Hegau auch seine kriminelle Karriere. In den Jahren 2003 bis 2007 wird er mit kleinkriminellen Taten auffällig. In Singen und Stockach hatte er in dieser Zeit Baumaterial, Gerüstteile oder Kleidung gestohlen und war wegen einzelner Taten auch verurteilt worden. Einmal hatte er auch jemanden bedroht. Nach der letzten Tat am 5. April 2007 tauchte er unter und wurde gesucht. Ermittler nehmen an, dass er nach Russland zurückging. Wo er sich dort aufhielt, ist unklar. Angeblich soll er auch in seiner alten Heimat straffällig geworden sein und eine Haft verbüßt haben. Ein Rechtshilfeersuchen an Russland, das diese Fragen klären soll, ist bisher nicht beantwortet worden.

Bekannt ist jedoch, dass er erst am 4. Juni 2010 wieder nach Deutschland einreiste. Weil der Mann in Singen erkennungsdienstlich behandelt worden war, kommt ihm die Polizei auf die Spur. Beamte eines Spezialkommandos verhafteten ihn in der Datscha seiner Großeltern im brandenburgischen Senftenberg, als er sich das WM-Spiel Deutschland-Australien ansieht.

Alles deutet auf Schuldspruch hin


Zu den Taten schweigt der Angeklagte seither. Die Beweise und die Indizienlage gelten bei Ermittlern als "erdrückend". Auch bei dem auf neun Verhandlungstage angesetzten Prozess will der Mann nichts sagen. Mutmaßlich werde er nicht einmal Angaben zu seiner Person machen, sagt sein Anwalt Klaus Frank (Konstanz). Es wird also ein Indizienprozess geführt werden, bei dem für Kenner alles auf einen Schuldspruch hindeutet. Entscheidend für das Urteil wird die Aussage des psychiatrischen Gutachters Hans Eugen Bisson sein, Ärztlicher Direktor am Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg. Anwalt Frank glaubt, dass bei seinem Mandanten eine psychische Störung vorliegt. Die Frage sei, ob er im Fall einer Verurteilung als vermindert schuldfähig anzusehen sei. Selbst im günstigen Fall aber dürfte er laut Justizbeobachtern für sehr lange Zeit in der geschlossenen Psychiatrie verschwinden.