Man kann darüber diskutieren, inwieweit die Würde jener verletzt wird, die mit versteckter Kamera gefilmt wurden. Mit der Würde alter Menschen in Pflegeheimen, die dort von überforderten Pflegekräften fast wie Vieh behandelt werden, ist es jedenfalls nicht weit her. In einem Münchner Stift hatten sich in der Frühschicht drei Pfleger um 37 Bewohner zu kümmern, genau siebeneinhalb Minuten durfte bei jedem der Senioren Wecken, Waschen und Füttern dauern. Manche lagen stundenlang im durchnässten Bett, außer einer Grundversorgung hat man dort als Insasse nichts mehr zu erwarten als den Tod. Sie wolle sterben, sagt eine alte Frau, dann werde es still. In einem Berliner Heim brach das Novovirus aus, doch die Stationsleitung untersagte es den Mitarbeitern, das Gesundheitsamt zu informieren.

 

Tatsächlich hatten die Sendungen bereits Konsequenzen. „Burger King unterstützt die Neustrukturierung personell“ schreibt die Fast-Food-Kette auf ihrer Homepage als Titel über die Mitteilung, derzufolge der bisherige Geschäftsführer Ergün Yildiz nach Wallraffs Recherchen zurückgetreten sei. Außerdem bedauere man „zutiefst, das Vertrauen unserer Gäste enttäuscht zu haben“.

Für den Sender RTL, der sich bisher im Bereich investigativer Journalismus nicht eben profiliert hat, war die Serie nicht nur ein Imagegewinn, sondern auch ein Quotenrenner. 16,3 Prozent schalteten die Folge über die Pflegeheime ein, mehr als den zuvor laufenden Quiz-Dauerbrenner „Wer wird Millionär“. A propos Millionär: seit letztem Jahr leben in Deutschland erstmals mehr als eine Million Millionäre, Tendenz steigend. Aber die sind nicht ganz unten, sondern ganz oben.