Laura Siegemund reißt sich beim WTA-Turnier in Nürnberg das Kreuzband im rechten Knie. Auch die Bundestrainerin Barbara Rittner ist erschüttert: „Laura ist in der Form ihres Lebens gewesen.“ Die laufende Saison ist für die 29-Jährige aus Stuttgart-Heslach wohl schon jetzt beendet.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Anstatt ins Halbfinale beim WTA-Tennisturnier von Nürnberg, dem nach dem Stuttgarter Porsche Tennis Grand Prix zweitwichtigsten Frauenevent in deutschen Landen, führte der Weg der Laura Siegemund an Christi Himmelfahrt in die Uniklinik Tübingen. Dort im Krankenbett angekommen, musste die 29-Jährige ein bisschen warten, ehe die niederschmetternde Diagnose feststand. Dann war klar: Laura Siegemund aus Stuttgart-Heslach, gerade erstklassig in Form, hat sich in einer ganz dunklen Stunde ihrer Karriere einen Kreuzbandriss zugezogen. Das bedeutet eine monatelange Pause.

 

„Ich fühlte mich für die nächsten Wochen sehr stark“

„Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Es ist extrem bitter für mich“, sagte Laura Siegemund, die einigermaßen gefasst wirkte, obwohl sie sich bei den am Sonntag beginnenden French Open doch so viel ausgerechnet hatte. „Ich bin richtig gut drauf gewesen und fühlte mich für die nächsten Wochen sehr stark“, sagte Siegemund: „Ich habe mich extrem auf die French Open gefreut.“ Wie viele Monate die aktuelle Nummer 32 der Welt genau benötigen wird, um wieder voll wettbewerbsfähig zu sein, ist unklar. Sehr wahrscheinlich ist die Saison 2017 für sie aber bereits jetzt beendet.

In ihrem Nürnberger Achtelfinalmatch hatte Laura Siegemund am Mittwoch bei eigener Führung mit 6:4, 5:5 gerade einen Satzball ihrer tschechischen Gegnerin Barbora Krejcikova abgewehrt. Nach einem langen Ausfallschritt auf der roten Asche passierte es dann: „Es hat einen lauten Knall im Knie gegeben“, erklärte Siegemund, die sich sofort mit einem dicken Eisbeutel das rechte Knie kühlen ließ. Schnell war aber klar, dass an Tennispielen vorerst nicht mehr zu denken ist. Als Siegemund auf einer Trage liegend von Sanitätern vom Centre-Court gebracht wurde, schlug sie entsetzt die Hände vor das Gesicht. Inwiefern eine Unebenheit auf dem Platz eine Rolle gespielt hat, blieb unklar.

Fest steht dagegen, dass die Verletzung für Laura Siegemund zur Unzeit kommt. „Laura ist in der Form ihres Lebens gewesen. Sie steht im Zenit ihrer Karriere“, sagte die Bundestrainerin Barbara Rittner, die Siegemund bei den French Open gar einen Einzug in das Halbfinale zugetraut hätte. Schließlich hatte die in Filderstadt geborene, studierte Psychologin nach einem schwächeren Saisonstart zuletzt grandios aufgetrumpft. Als vorläufigen Höhepunkt sicherte sie sich als Wildcard-Inhaberin Ende April den Titel beim Stuttgarter Tennis Grand Prix – und strich neben einem roten Sportwagen mit einer zusätzlichen Siegprämie von 107 036 Euro das höchste Preisgeld der Karriere ein.

Eine Ende der Pause ist noch nicht absehbar

„Ich bin Profisportlerin. Da muss man leider auch mit Verletzungen rechnen. Ich werde jetzt die Behandlungsmethode wählen, die mich am schnellsten wieder fit macht“, erklärte Siegemund. Ob und wann der in Metzingen trainierende Lockenkopf überhaupt noch einmal die Topform der vergangenen Wochen erreichen wird – auch das ist derzeit völlig ungewiss.

Als absolute Spätstarterin war Siegemund erst in der Vorsaison in die Weltspitze vorgedrungen. „Aus dem Schatten ans Licht“, titelt das „Tennismagazin“ noch in seiner aktuellen Ausgabe, denn seit April hatte das Energiebündel von 16 Partien nur vier verloren. Trotz des Rückschlags verzagt Siegemund aber nicht: „Ich muss und werde optimistisch nach vorne schauen.“