Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Wie man das lernt, mit Worten zu fliegen? Teresa Präauer, „zufällig und wieder nicht zufällig“ 1979 in Linz geboren, „seither oft umgezogen“, Studentin der Germanistik und der Malerei unter anderem in Salzburg und Berlin, nun aber in Wien relativ daheim („in Berlin habe ich die Lücke nicht recht gefunden“), hatte schon als Kind „viel für Wortspiele übrig“. Sie sei, sagt sie, „früh sehr alt“ gewesen – und schon auch altklug, wie man so sagt: „Erst jetzt nähere ich mich dem realen Alter an.“

 

Was hat sie beschäftigt als Kind? „Die Welt von A-Z“ zum Beispiel („verrückt, die Welt in einem Band!“), darin standen jede Menge Fremdwörter, und dann hat Teresa Präauer sich ausgedacht, was die wohl heißen könnten. Das war anmaßend, klar, aber Kindheit, findet Präauer, sei ja per se nichts Niedliches, sondern laufe, wenn es gut gehe, auf „freudige Brutalität“ hinaus: mit Begeisterung haben sie und ihre Schwester die Begräbnisse am Ort nachgespielt. „Pathos aufbauen, Pathos zerstören“, das mag sie bis heute. Stilmittel im Roman sind deswegen öfter fast schon barock anmutende Wendungen, sobald eines der Kinder den Schnabel auftut: „Betrogen bin ich um meine Abendessen“, steht da, wenn es einmal kein Vesper gibt, doch läuft die Sprache grundsätzlich nicht auf Kothurnen, nur anders als gewohnt. Wie soll man sagen? Über den Dingen stehend – fast erhaben.

Biografisches jenseits von Andeutungen hinaus erfährt man von Teresa Präauer kaum, da ist sie ganz und gar nicht Kind ihrer Zeit und spielerisch verschlossen. Einen schönen Satz zur Malerin Präauer lässt sie sich immerhin entlocken. Wahrscheinlich sei diese „Kunst aus der Tragik der Bastelei geboren“ worden. Damals, in Kindertagen bei Präauers, wo nicht schnell was weggeworfen wurde – und so gut wie alles ausdiskutiert.

Was der Großvater auf die Einmachgläseretiketten schrieb

Im Studium am meisten angezogen hat sie das Karnevaleske im Mittelalter – Maskenspiele, Mummenschanz. Nicht zufällig auch hat sie ihre Abschlussarbeit über h.c. artmann geschrieben, der dichtete um der Dichtung willen. Und auf einmal fing sein österreichisches Deutsch unvergleichlich zu singen an: „nun zieht der schwan als bleiches blatt im teich/ mit gleicher bleiche zahlt der Mond – wie weich/trifft uns sein licht . . .“  Ein bisschen von dem, was sie nicht aus sich selbst hat, hat Präauer von ihm, unter anderem die Einsicht, dass man in allem Banalen auch immer das Geheimnis sehen kann so wie der Großvater, der „Für den Herrscher aus Übersee“ auf die Etiketten der Einmachgläser malt, wo andere nur „Erdbeeren 09“ geschrieben hätten.

Vier Personen: Kind, Geschwister, Großmutter und Großvater. Die Eltern sind verreist. Ab und zu kommt eine Postkarte aus der großen, weiten Welt. Der Großvater liest sie vor. Was man nicht weiß, ist, ob stimmt, was er ersinnt. Genauso, wie man auch nur ahnen kann, ob es die Japanerin tatsächlich gab, in die er sich einmal verliebt hat. Doch die Kinder machen sich eh ihren eigenen Reim drauf. Weiterhin bringt der Großvater den Geschwistern das Fliegen bei, das heißt, er leiht ihnen Flügel und Propeller. Und dann gibt es noch eine andere Ebene, die ganz allein einer Fliegerin und Vogelbeobachterin gehört. Ein Fall für sich. Und das Buch eines für Leute, die es nicht immer eindeutig brauchen, häufig vollendet durchpoetisierte Prosa mögen und, sagen wir, vielleicht auch noch Beckett schätzen, bei dem auch vieles im Zweifel bleibt – und manchmal ist einfach Humor der Schlüssel.

Als Kind hat sie Begräbnisse nachgespielt

Wie man das lernt, mit Worten zu fliegen? Teresa Präauer, „zufällig und wieder nicht zufällig“ 1979 in Linz geboren, „seither oft umgezogen“, Studentin der Germanistik und der Malerei unter anderem in Salzburg und Berlin, nun aber in Wien relativ daheim („in Berlin habe ich die Lücke nicht recht gefunden“), hatte schon als Kind „viel für Wortspiele übrig“. Sie sei, sagt sie, „früh sehr alt“ gewesen – und schon auch altklug, wie man so sagt: „Erst jetzt nähere ich mich dem realen Alter an.“

Was hat sie beschäftigt als Kind? „Die Welt von A-Z“ zum Beispiel („verrückt, die Welt in einem Band!“), darin standen jede Menge Fremdwörter, und dann hat Teresa Präauer sich ausgedacht, was die wohl heißen könnten. Das war anmaßend, klar, aber Kindheit, findet Präauer, sei ja per se nichts Niedliches, sondern laufe, wenn es gut gehe, auf „freudige Brutalität“ hinaus: mit Begeisterung haben sie und ihre Schwester die Begräbnisse am Ort nachgespielt. „Pathos aufbauen, Pathos zerstören“, das mag sie bis heute. Stilmittel im Roman sind deswegen öfter fast schon barock anmutende Wendungen, sobald eines der Kinder den Schnabel auftut: „Betrogen bin ich um meine Abendessen“, steht da, wenn es einmal kein Vesper gibt, doch läuft die Sprache grundsätzlich nicht auf Kothurnen, nur anders als gewohnt. Wie soll man sagen? Über den Dingen stehend – fast erhaben.

Biografisches jenseits von Andeutungen hinaus erfährt man von Teresa Präauer kaum, da ist sie ganz und gar nicht Kind ihrer Zeit und spielerisch verschlossen. Einen schönen Satz zur Malerin Präauer lässt sie sich immerhin entlocken. Wahrscheinlich sei diese „Kunst aus der Tragik der Bastelei geboren“ worden. Damals, in Kindertagen bei Präauers, wo nicht schnell was weggeworfen wurde – und so gut wie alles ausdiskutiert.

Was der Großvater auf die Einmachgläseretiketten schrieb

Im Studium am meisten angezogen hat sie das Karnevaleske im Mittelalter – Maskenspiele, Mummenschanz. Nicht zufällig auch hat sie ihre Abschlussarbeit über h.c. artmann geschrieben, der dichtete um der Dichtung willen. Und auf einmal fing sein österreichisches Deutsch unvergleichlich zu singen an: „nun zieht der schwan als bleiches blatt im teich/ mit gleicher bleiche zahlt der Mond – wie weich/trifft uns sein licht . . .“  Ein bisschen von dem, was sie nicht aus sich selbst hat, hat Präauer von ihm, unter anderem die Einsicht, dass man in allem Banalen auch immer das Geheimnis sehen kann so wie der Großvater, der „Für den Herrscher aus Übersee“ auf die Etiketten der Einmachgläser malt, wo andere nur „Erdbeeren 09“ geschrieben hätten.

„Wort für Wort“ hat sich Präauer das Buch erarbeitet, „aber „ohne Qual“, und man könne nun, denkt sie sich, die 130 Seiten „mit den Füßen auf der Fensterbank“ lesen oder auch „nur jeden Tag einen Satz im Kalenderjahr“. Das Buch sollte „leicht wirken, aber auch schwer sein“, und so ist es, ganz genau so. Später, auf der Gasse, denkt man kurz, es müsse sich Teresa Präauer, weil sie nun auch schon so viele Vögel gemalt und beschrieben hat, eigentlich gleich in die Luft schwingen und davon . . . Aber dann nimmt sie doch das Radl.

Teresa Präauers Buch „Für den Herrscher aus Übersee“ ist im Wallstein Verlag, Göttingen erschienen, hat 137 Seiten und kostet 16,90 Euro. Im Frühjahr ist sie lesend unterwegs.