Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Der Lernprozess führte schon am Samstagabend dazu, dass beide große Sender erstmalig mit Extraausgaben ihrer Vorzeigetalkshows aufwarteten. Sowohl Frank Plasberg (ARD) als auch Maybrit Illner (ZDF) suchten mit ihren Gästen nach ersten Antworten auf den Terror, wobei das verbale Stochern im Nebel wieder einmal eng verbunden war mit erhellenden, abwägenden Beiträgen. Diese Wechselbäder sind typisch für TV-Talkshows.

 

Nicht selten gehen die Zuschauermeinungen weit auseinander: Mit Verdruss wurde im Internet kommentiert, wie sehr der Fußballreporter Tom Bartels am Freitag von seiner Redaktion im Stich gelassen worden sei, während außerhalb der Arena Bomben detonierten. „Das war eine perverse Situation – ich war überfordert“, sagte Bartels später in aller Offenheit. „Ich wollte nur, dass es zu Ende geht.“ Und: „Man wünscht sich, irgendwie erlöst zu werden.“ Dennoch gab es auch viel Lob für ihn.

Hilflose Sportreporter während der Anschläge

Noch hilfloser zeigten sich im Anschluss Matthias Opdenhövel und der zeitweise verstummte Mehmet Scholl. So sah sich der Chefredakteur von ARD Aktuell, Kai Gniffke, später zur Verteidigung genötigt: „Ein Terroranschlag und die Berichterstattung darüber sind kein Rattenrennen und kein Schönheitswettbewerb“, sagte er. „Es ist unsere Pflicht, die Leute einfach zu informieren.“ Die Live-Berichterstattung rechtfertigte er: „Nirgendwo war authentischer der schockierte Zustand dieser Stadt zu transportieren als in diesem Stadion.“

Wie gesagt, wenn etwas planbar ist, sind die Sender am stärksten: Sowohl der „Weltspiegel extra“ (ARD) als auch die Reportage aus Paris (ZDF) lohnten das lange Aufbleiben am Montagabend. Und dass die Sender im Prinzip den richtigen Weg gehen, zeigen allein die Quoten für ihre Terrorberichterstattung. Diese waren an allen Tagen seit den Pariser Blutbädern wirklich gut.