Tödliche Gefahr in einer Chemnitzer Plattenbau-Wohnung: Die Polizei findet dort hochexplosiven Sprengstoff - und fahndet jetzt nach einem terrorverdächtigen Syrer – bislang ohne Erfolg.

Chemnitz - Nach dem Fund von hochexplosivem Sprengstoff in einer Wohnung in Chemnitz fahndet die Polizei bundesweit nach einem mutmaßlichen Islamisten aus Syrien, der weiterhin flüchtig ist. „Es gibt zur Stunde keinen neuen Ermittlungsstand“, sagte ein Sprecher der Polizei in Dresden am Sonntagmorgen.

 

Der 22-Jährige stehe im Verdacht, einen Bombenanschlag geplant zu haben, teilten die Ermittler am Samstag mit.

Es blieb unklar, ob der Mann mit möglichen Kontakten zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Waffe oder Sprengstoff bei sich trägt. Drei syrische Bekannte des Mannes wurden als mögliche Komplizen in Chemnitz festgenommen. Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur, es gebe eine Spur zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS).

Über mögliche Anschlagsziele wurde zunächst nicht bekannt. Der Hinweis auf den Syrer kam vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Es blieb unklar, ob der Verdächtige aus dem Ausland gezielt gesteuert wurde. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem „Focus“-Bericht äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte.

Die Wohnung des Hauptverdächtigen liegt in einem Plattenbauviertel im Südwesten der Stadt, im Fritz-Heckert-Wohngebiet. Spezialkräfte der Polizei sprengten gegen 13 Uhr die Tür der Wohnung, der Gesuchte war aber nicht darin. In der Wohnung wurde der Sprengstoff entdeckt.

Die ganze Siedlung war stundenlang abgesperrt und wurde teilweise geräumt. Schon am Morgen mussten rund 80 Menschen ihr Zuhause verlassen. Am Abend kamen noch Bewohner sechs weiterer Wohnungen hinzu.

Polizisten hoben am Abend mehrere Löcher an dem Haus aus, in denen der Sprengstoff kontrolliert vernichtet werden sollte. Dabei handelt es sich laut LKA um ein Gemisch verschiedener Substanzen, weit gefährlicher als der bekannte Sprengstoff TNT.

Chemnitzer Hauptbahnhof teilweise gesperrt

Im Zuge der Anti-Terror-Ermittlungen musste die Polizei in Chemnitz auch den Hauptbahnhof teilweise sperren. Ein Spezialroboter untersuchte dort auf einem Bahnsteig einen roten Koffer, den zwei der festgenommenen Verdächtigen dort bei sich trugen.

LKA-Sprecher Tom Bernhardt warnte vor dem flüchtigen 22-jährigen Syrer. „Wir wollen ihn so schnell wie möglich finden.“ Noch sei unklar, ob er als Flüchtling nach Deutschland gekommen sei. Die Polizei Sachsen schrieb nachmittags nach stundenlanger vergeblicher Suche: „Die Fahndung nach dem Tatverdächtigen läuft. Derzeit wissen wir aber nicht, wo er sich befindet und was er bei sich trägt. Seid vorsichtig.“

Nach dem Terroralarm in Chemnitz erhöhten die Behörden am Abend die Sicherheitsvorkehrungen an den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld. Man habe die Einsatzkräfte dort verstärkt, sagte der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Torsten Herbst. Ein Einsatzzug der Bereitschaftspolizei bestehend aus 30 Beamten führe am Terminal Sichtkontrollen durch, Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte Verdächtige aus Chemnitz darin befinde. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Herbst.