Es ist eine schwierige Abwägung zwischen Zurückhaltung und Offenheit. Doch spätestens nach Voralarmen in Kernkraftwerken sollten die Bürger transparenter informiert werden, meint StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es ist ein absolutes Horrorszenario, aber leider nicht gänzlich ausgeschlossen. Ein entführtes Passagierflugzeug wird von Terroristen gezielt in ein Atomkraftwerk gesteuert – das könnte verheerende Folgen haben. Keiner der deutschen Meiler würde einer solchen Attacke standhalten. Da beruhigt es einerseits zu wissen, dass für solche Fälle, soweit möglich, Vorsorge getroffen ist: mit einer engmaschigen Überwachung des Luftraums oder Vernebelungsanlagen an den Meilern zum Beispiel. Andererseits beunruhigt es zu erfahren, wie oft in den Reaktoren wegen verdächtiger Flugzeuge Voralarm ausgelöst wird – allein achtmal in den vergangenen fünf Jahren. Zum Glück wurde daraus nie ein Ernstfall.

 

Geheimniskrämerei schürt nur Misstrauen

Die Öffentlichkeit bekam davon wenig mit. Erst jetzt, da der jüngste Vorfall ungeplant publik wurde, kommt eine überfällige politische Diskussion in Gang: Sollte der Staat nicht offener über die Alarmfälle berichten, zumindest im Nachhinein? Es ist eine schwierige Abwägung. Natürlich gilt es, unnötige Panik zu vermeiden und Terroristen schon damit zum Erfolg zu verhelfen. Aber die herrschende Geheimniskrämerei ist auch kein gutes Rezept bei einer potenziellen Gefahr, die den Bürgern ja durchaus bewusst ist; sie schürt nur Misstrauen. Fazit: Die Politik wäre gut beraten, sich um mehr Transparenz zu bemühen. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.atomkraftwerke-schutz-vor-anschlaegen-aus-der-luft.7142007e-fae5-4a96-a619-40275c719d09.html