Am Freitag bringt Microsoft sein neues Betriebssystem auf den Markt. Die StZ hat Windows 8 getestet: Es fährt schneller hoch und erfordert weniger Umgewöhnung, als es das neue Design erwarten ließ. Doch nicht alle Funktionen sind gut zu bedienen.

Stuttgart - Am Freitag dieser Woche erscheint das neue Windows 8. Mit dem runderneuerten Betriebssystem reagiert Microsoft darauf, dass die Vielfalt an verfügbarer Hardware heute größer ist denn je. Das IT-Unternehmen wagt zudem den Schritt ins App-Zeitalter. Wir beantworten die acht wichtigsten Fragen dazu.

 

1. Wie funktioniert das neue Windows?

Nach dem Systemstart erwartet die eingefleischten Windows-Nutzer ein kleiner Kulturschock. Statt der gewohnten Ansicht erscheint eine in größere und kleinere Rechtecke unterteilte Startseite. Die Rechtecke nennt Microsoft „Kacheln“. Diese Oberfläche ist für die manuelle Bedienung gedacht, der Bildausschnitt lässt sich mit dem Finger verschieben. Programme und Funktionen werden durch Antippen aufgerufen. Auf Geräten ohne berührungsempfindlichen Bildschirm, also bei den meisten Desktop-PCs, ist die Bedienung mit der Maus möglich. Weitere Kacheln lassen sich in Form von Apps hinzufügen, wie man es von iPhone und iPad oder Android-Geräten kennt. Die klassische Benutzeroberfläche wird über die Kachel „Desktop“ aufgerufen. So führt der Weg auch Nutzer am Schreibtisch-PC zunächst über die App-Oberfläche. Diese lässt sich mit ein paar Tricks aber bei Bedarf auch abschalten.

2. Welche Neuerungen gibt es?

Wer bereits Windows 7 benutzt, findet sich in der klassischen Desktop-Ansicht schnell zurecht. Die gewohnte Systemsteuerung gibt es ebenso wie einen Windows Explorer. Bei Letzterem hat Microsoft nun die Menü-Bänder, die sogenannten Ribbons, eingeführt, wie viele sie bereits aus den neueren Word- und Powerpoint-Versionen kennen. Mehrere Funktionen sind dort zu Kategorien zusammengefasst, über die sich die gewünschten Funktionen direkt erreichen lassen. Die unübersichtlichen Ausklappmenüs sind damit passé. Das neue Konzept verkürzt vielfach die Wege zum Ziel. So kann man nun direkt vom Arbeitsplatz aus in die Datenträgerverwaltung springen. Neu sind auch der Virenschutz ab Werk sowie der verbesserte Task-Manager, mit dem man sich Überblick über alle Vorgänge auf dem Rechner verschaffen kann.

3. Welche Nachteile birgt das neue Konzept?

Einige Neuerungen erfordern eine gewisse Einarbeitungszeit. Das gilt vor allem für Nutzer, die von älteren Windows-Versionen wie XP auf Windows 8 umsteigen. Der Versuch, die Oberflächen aller Gerätetypen zu vereinheitlichen, hat seine Tücken. So sind die neuen Menüs nur bei Bedienung mit Maus und Tastatur wirklich praktisch. Für die Steuerung per Finger sind sie zu kleinteilig. Umgekehrt muss man ohne Touchscreen auf manche Vorzüge der Kacheloberfläche verzichten, etwa die Möglichkeit, Inhalte manuell zu verschieben oder sie mit Daumen und Zeigerfinger zu vergrößern oder zu verkleinern. Das Hin und Her zwischen beiden Ebenen, oft auch innerhalb einzelner Anwendungen, ist mitunter verwirrend.

4. Wie schnell ist das neue Betriebssystem?

Das neue Windows bringt einen merklichen Leistungsschub. Auf zwei Testgeräten, einem aktuellen Samsung Series 7 Slate-Tablet und einem betagten Desktop-PC, auf dem zuvor Windows 7 installiert war, ließ sich dieses Versprechen des Herstellers verifizieren. Das fällt schon beim Hochfahren auf, das etwa doppelt so schnell vonstattengeht wie bisher. Das liegt unter anderem daran, dass interne Windows-Dienste nur noch dann gestartet werden, wenn man sie wirklich braucht. Auch der Start größerer Anwendungen wurde beschleunigt, Webseiten bauen sich deutlich schneller auf.

5. Laufen ältere Programme mit Windows 8 weiter?

Wechselt man von Windows 7 auf Windows 8, sind kaum Probleme zu erwarten. Schwieriger wird es bei Anwendungen für ältere Windows-Versionen. Falls die Hersteller keine an Windows 8 angepasste Software zur Verfügung stellen, lassen sich diese Programme möglicherweise nicht mehr starten. Für solche Fälle bringt Windows einen Kompatibilitätsmodus mit. Dieser gaukelt der betreffenden Anwendung vor, dass sie unter einer älteren Windows-Version ausgeführt wird.

6. Welche Voraussetzungen muss die Hardware erfüllen?

Das neue Windows soll auf der gleichen Hardware laufen, die auch schon für Windows Vista und Windows 7 vorausgesetzt wurde. Minimum ist ein 1 Gigahertz schneller Prozessor. Die 32-Bit-Ausgabe benötigt einen Arbeitsspeicher mit einem Gigabyte, die 64-Bit-Ausgabe zwei Gigabyte. Die Grafikkarte sollte wenigstens die Funktionen der Multimediaschnittstelle DirectX 9 beherrschen. Bei Geräten wie Webcam oder Drucker sollte man vor dem Umstieg prüfen, ob diese mit Windows 8 kompatibel sind oder vom Hersteller entsprechende Updates angeboten werden.

7. Für wen lohnt sich der Umstieg?

Wer Windows auf mobilen Geräten nutzen möchte, findet in Windows 8 eine hervorragende Alternative zu Apples iOS und dem Betriebssystem Android. Auf den meisten neu erworbenen PCs wird das neue Windows künftig ohnehin vorinstalliert sein. Auch ältere Rechner profitieren von dem schneller gewordenen Betriebssystem. Das für Windows-PCs neue App-System bietet die Möglichkeit, ohne großen Aufwand viele neue Funktionen hinzuzufügen.

8. Was plant Microsoft sonst noch?

Microsoft arbeitet seit geraumer Zeit daran, Betriebssystem, Online-Dienste und Windows-Geräte besser miteinander zu verknüpfen. Voraussetzung ist ein Windows-Live-Konto. Damit kann man beispielsweise den kostenlosen Online-Speicher Sky-Drive nutzen. Kommende Versionen von Word, Excel und Powerpoint werden auf das Cloud Computing setzen – also darauf, dass Online-Ressourcen genutzt werden können. Die neue Windows-Welt soll nicht nur dem angekündigten Windows-Tablet-Surface, sondern auch Mobilfunkgeräten mit Windows Phone 8 zugutekommen.

Die verschiedenen Versionen von Windows 8

Versionen
Für Schreibtisch-PCs und Tablets gibt es zwei Varianten: Windows 8 und Windows 8 Pro. Windows 8 richtet sich an Privatnutzer, die Pro-Version mit zusätzlichen Funktionen für Verschlüsselung und Geräte-Management ist für Firmen und Profinutzer konzipiert.

Preise
Windows 8 wird für rund 95 Euro angeboten, die Pro-Version wird für rund 135 Euro erhältlich sein. Das Upgrade von Windows 7 auf Windows 8 Pro kostet rund 60 Euro. Wer nach dem 1. Juni dieses Jahres einen Windows 7-PC gekauft hat oder dies bis Ende Januar kommenden Jahres tun wird, kann für knapp 15 Euro zu Windows 8 wechseln.

Tablet-PCs
Auf Tablet-PCs mit ARM-Architektur – hinter dem Kürzel verbirgt sich eine Chip-Variante für mobile Geräte, die weniger Strom benötigt – ist die Windows RT Edition vorinstalliert. Sie ist nur auf diesen Geräten verfügbar und enthält Tablet-Versionen der Office-Programme Word, Excel, Powerpoint und One-Note. Für Unternehmen bietet Microsoft Windows 8 Enterprise mit erweiterten Sicherheitsfunktionen an.